Ist Schweigen wirklich Gold?
Sicherlich nicht - aber was tun, wenn man zunehmend sprachlos ist?
Mein letzter Blog-Beitrag liegt einen Monat zurück. Wer mich kennt weiss, dass ich nicht schreibe, um Follower zu generieren oder eine Community aufzubauen. Dafür bin ich zu faul, zu selbstkritisch und viel zu wenig an mir selbst interessiert. Ich muss mich daher, zum Glück, nicht vor euch, den wenigen Lesern die mir folgen, regelmässig als der freiheitlich, demokratisch und spirituell orientierter Widerstandskämpfer präsentieren. Ich schreibe allein dann, wenn es einfach raus muss und ich es nicht mehrt packe, den ganzen Irrsinn zu verarbeiten.
Anstatt mich auf die Couch zu legen, lege ich meine Finger auf die Tastatur meines Macs und lasse sie los tippen. So befreie ich mich von mancher Last, die auf meiner Seele ruht und fühle mich im Anschluss wieder derart befreit, dass ich mich dem Wahnsinn stellen kann, der mich umgibt.
Wenn ich auf meine letzten Beiträge zurückblicke erkenne ich einen Schreiberling, der hin und her schwankt zwischen dem Wunsch den vielen Dumm-Döseln polemisch mit seinen Hyperbeln das Maul zu stopfen und mich gleichzeitig doch lieber aus der Debatte zu nehmen, um still und heimlich meinen spirituellen Weg weiterzugehen. Ich sage nur Sternzeichen Widder, Aszendent Fisch. Jeder Hobby-Astrologe weiss, das hätte mich eigentlich längst schon in den Wahnsinn treiben müssen.
Tut es aber nicht. Es treibt mich aktuell eher in die Sprachlosigkeit. Das muss ich zugeben. Denn was seit einigen Wochen passiert, ist derart vielseitig gefährlich, derart brutal totalitär und derart rasant in seiner Entwicklung, dass ich kaum noch mitkomme mit meiner Empörung. Im Gegensatz zu denen, die auf Twitter und Facebook immer minutenaktuell das Treiben der Säue kommentieren, die gerade durch das digitale Dorf getrieben werden. Ich brauche jedoch meine Zeit, um das alles zu verarbeiten und zu überdenken. Mittlerweile komme ich einfach nicht mehr mit bei der Vielzahl an Säuen, die fast schon im Sekundentakt ins Rennen geschickt werden.
Da heisst es für mich, innezuhalten. Ja auch die Klappe zu halten. Lieber die Vogelperspektive einnehmen und wie ein Adler mit scharfem Blick und schweigsam über dem Geschehen schweben. Ja - ich denke, im Moment ist Schweigen in der Tat eher Gold.
Das merke ich unter anderem an diesem Beitrag.
Ich folge jeder Ausgabe und bin ein Fan. Aber was hier diesmal abgeht zeigt mir leider deutlich, was in all den Jahren auch in unserer Blase komplett falsch lief.
Viele haben die Empörung zu einer Art Geschäftsmodell entwickelt. Es ging um Follower und sie haben sich leider nicht im Widerstand vernetzt und auf den nächsten Anschlag vorbereitet. Das hatte ich schon mehrfach kritisiert. Daher bin ich auch sehr gespannt was Anfang August in Berlin abgeht. Was bleibt ist angesichts des zunehmenden Drucks auf uns alle, ein fast schon hysterisches Gelaber ... so empfinde ich diesen Episode leider.
Ja. Wir haben es nicht geschafft uns zu solidarisieren und effektiv zu organisieren. Davon bin ich überzeugt. Es ist mir selbst nicht einmal im Kleinen auf meiner Insel wirklich gelungen.
Daher bin ich fest davon überzeugt. Der nächste Anschlag auf unsere Freiheit steht kurz bevor. In welcher Form auch immer es passiert, die Masse wird sich erneut selbst erniedrigen und gegenüber ihren Unterdrückern Gehorsam zeigen. Sie werden wieder mitmachen und sie werden Menschen wie mich, noch aggressiver angreifen und vielleicht sogar zu meiner physischen Vernichtung bereit sein. Aus Solidarität und aus Überzeugung die Guten zu sein.
Deshalb, JA. Schweigen ist Gold. Und ich würde es jedem empfehlen. Auch mir. Aber ich kann es einfach nicht. Daher werde ich hier wohl bald wieder verbal die Keule schwingen. Ich lasse mich von mir selbst überraschen. Aber es passt auch irgendwie alles zusammen - denn mein kurzer spiritueller Weg hat mir vor allem eines gezeigt - wer die Angst vor dem Tod verliert, der hat erst Recht keine Angst für die Freiheit und die Würde des Menschen sein Wort zu ergreifen. Friedlich aber feurig.
Mit andere Worten , ich bin bereit für Artikel 1 des Grundgesetzes zu sterben. Ich bin bereit, der aktuellen Regierung den Krieg zu erklären. Mein Waffe ist allein mein geschriebenes Wort. Mehr nicht. Sollte diese Waffe Grund genug sein, mich irgendwann auszuschalten, dann wisst ihr, meine Lieben, dass auch ihr in der Tat am Arsch seid.
Ja - euer Schweigen mag Gold wert sein. Aber wer will denn wirklich in einem goldenen Käfig leben?
Ich nicht.
