Der Reiz des Verbotenen.

Eine alte Geschichte. Wer kennt sie nicht?
Das Fazit heute mal zuerst: Als bekennender und politisch interessierter Nichtwähler, denke ich, dass die Diskussion über ein AfD Verbot vor allem der AfD nutzen wird. .
Spontan dachte ich heute Morgen über
den "Reiz des Verbotenen" nach und bat die KI mir ein Bild zu liefern. Als ich das Bild sah, musste ich herzlich lachen. Stimmt. Ein
AfD Verbot hat fast schon
eine biblische Qualität.
Gleichzeitig fiel mir aber auch der Spruch ein:
"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm". Der Apfel, wie wir wissen,
als Metapher für das Kind, der
Stamm symbolisiert die Eltern, die Familie und die Geschichte. Auch das passt, dachte ich. Die AfD als ein
Kind "Unserer Demokratie". So ist es doch. Ein
rebellisches Kind, das sich, wie Kinder nun mal oft so sind, über die
Heuchelei der Erwachsenen, die
Doppelmoral oder
Gleichgültigkeit der Eltern aufregt, sich davon abheben will und sich von
"UnsererDemokratie" nicht gehört und
ernstgenommen fühlt.
Nun, die Eltern können in einem
demokratischen Gemeinwesen ihre unartigen Kinder zwar
ermahnen, abmahnen und auch
verstossen, aber sie können
ihre Existenz nicht leugnen und
verbieten. Die eigenen, ungeliebten, verhassten und
verstossenen Sprösslinge werden sich, als Reaktion auf die
Distanz und Verleumdung, in der Regel gegenüber ihren Eltern nur
weiter radikalisieren. Sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach trotz der Ausgrenzung auch
in Zukunft gegen die opponieren, die sie verstoßen haben. Es ist kaum vorstellbar, das sie sich nur schmollend zurückziehen werden.
Muss das denn so sein? Gibt es
keine Alternative zum Verbot der selbst ernannten Alternative? Ist es nicht möglich,
die eigenen Früchtchen ernst zu nehmen, sich selbst zu hinterfragen, was man
als Eltern falsch gemacht hat und ob das, was die
Eigengewächse derart nervt, nicht vielleicht auch ein
wenig berechtigt ist?
Warum diese schroffe Abgrenzung gegenüber dem, was man selbst zur Welt gebracht hat? Warum sieht "UnsereDemokratie" in den Geschöpfen, die sie schuf, nicht den Spiegel, der ihr vorgehalten wird? Warum kann sie nicht selbstkritisch in diesen Spiegel hinein schauen und sich fragen, "Spieglein, Spieglein an der Wand, was läuft nur falsch in diesem Land?"
Selbst dann, wenn "Unsere Demokratie" ihre eigenen Geschöpfe als Missgeburten ansieht, wäre es nicht ein christliches Gebot, sich auch diesen Missgeburten zu widmen, anstatt sie zu verstoßen und sich von ihnen radikal abzuwenden? Offensichtlich kann "Unsere Demokratie" diese Tugend und Charakterstärke nicht aufbringen.
Wieso denke ich nun auch
spontan noch an Frankenstein? Also gut. Ich überlege kurz. Was lehrt uns diese Geschichte? Jeder
Schöpfer ist für seine Schöpfung verantwortlich.
Ein Credo, das ziemlich offensichtlich ist. Oder? Victor Frankenstein hatte dieses Credo ignoriert. Ähnlich unseren
Gott gleichen Demokraten der demokratischen Mitte, die
ihre Ausgeburt der Hölle
erschaffen haben, hat auch er in seinem
Grössenwahn Gott gespielt
und das, von ihm zum Leben erweckte Wesen
einsam zurückgelassen. Er hatte sich von
seinem eigenen Geschöpf abgewandt,
von
der schrecklichen Gestalt, die er selbst aus Leichenteilen zusammengeflickt hatte und die er einst
als seinen Adam ansah. Die Konsequenzen? Sie waren tödlich! Frankensteins Geschöpf, das sich selbst
nach Zuneigung sehnte, erntete doch nur
Hass und Abscheu. In den Schatten verstoßen, holte es niemand mehr ins Licht zurück. Hätte dieses Geschöpf nicht mehr
Anerkennung von seinem Schöpfer
verdient? Hätte er somit nicht viel Leid vermeiden können?
Der AfD ergeht es in Zukunft nun wohl so ähnlich und es steht
ein Verbot und ihre Verbannung im Raume. Die Partei hat jedoch, im Gegensatz zu Frankensteins Geschöpf, schon seit langem
eine ganz andere Aussenwirkung und ist für viele Wähler
durchaus attraktiv. Sie
steht bereits im Licht und ob der Versuch, sie in den Schatten zurückzudrängen, von Erfolg gekrönt sein wird ist fraglich. Ganz im Gegenteil wird sie doch eher vom
"Reiz des Verbotenen" profitieren.
Zurück zu Eva. Was hat sie uns zu sagen? Verbiete etwas und es
weckt erst Recht die Neugier und Entdeckungslust. Ihr glaubt doch nicht im Ernst,
dass es der Schlange dazu bedurfte, den Apfel zu essen? Eva hätte es auch so getan.
Früher oder später hätte sie zugegriffen und wenn nicht sie, dann bestimmt auch Adam irgendwann.
Ich sehe in der Story sowieso eine ganz andere Lehre, als die der Christen.
Schuld? Strafe? Erbsünde? Vertreibung aus dem Paradies? Nicht mit mir.
Die Eva in mir sagt, auf ewig im
Paradies mit Adam? Neee lieber Gott, nicht mit mir. Da geb ich mir doch gleich den Apfel.
Wir Menschen sind doch von Natur aus
neugierig
und alles was uns
verboten wird, ist um so
geheimnisvoller und zieht uns an. Nur die
normierten Weicheier und
dressierten Spießer,
also diese
gottesfürchtigen Paradiesvögel, würden niemals auf den Gedanken kommen,
Verbotenes zu hinterfragen und aufgestellte
Regeln zu brechen.
.Wer jedoch ein Mindestmaß an
freiheitlichem Denken besitzt, den werden Verbote
eher zur Rebellion verleiten. Die Regeln zu brechen werden in diesem Falle
als Akt der Freiheit und
Selbstbestimmung angesehen und Verbote als
fremdbestimmte Autorität, Kontrolle und
Einschränkung abgelehnt. Hinzu kommt, dass ein Verbot den
Wert einer Sache extrem steigern kann. Was ich nicht haben darf, ist oft
viel reiz- und wertvoller, als das was jeder haben kann. Das was verboten wird, wird dann auch nicht selten
idealisiert und romantisiert. Und nicht zu vergessen, der
Adrenalin-Kick, den wir bekommen, wenn wir das
Risiko und die Gefahr suchen und Verbotenes ignorieren. Besonders Jugendliche stehen darauf
soziale Grenzen auszutesten und das
Überschreiten von Verboten ist ein gängiges Mittel, um sich selbst zu definieren oder soziale Normen zu hinterfragen.
.In diesem Sinne dient der Ruf nach einem
AfD Verbot mit grosser Sicherheit eher den
Verbotenen. Zumal diejenigen, die das Verbot aussprechen, von vielen als absolute
Spießer, als Lügner und Heuchler empfunden werden.
Als außenstehender,
leidenschaftlicher Demokrat, Humanist und
Freidenker sehe ich den
blauen Apfel, der nicht weit vom
braunen Stamm fällt und ich denke mir nur eines:
Wo ist die Säge? Weg damit.
Ja. Ist es vielleicht so langsam an der Zeit, den Baum zu fällen und einen neuen Baum zu pflanzen?
Langes P.S.
Stimmt. Der Blog war sehr kurzfristig geschlossen. Aber ich glaube, dieser Beitrag zeigt, wohin es vielleicht in Zukunft gehen kann. Ein ursprünglicher Text, den ich auf Facebook veröffentlichen wollte, ging deutlich härter zur Sache. Aber irgendwie fühlte ich mich dabei nicht mehr so wohl. Es hat sich "auspolemisiert". Ich möchte mit meinen Texten in Zukunft den Versuch unternehmen, nicht nur meine Blase zu erreichen, sondern hier und da auch mal einen Andersdenkenden. Mit kleinen Geschichten aus meinem Alltag. Mit Humor. Mit nicht ganz so "schroffen" Worten....was meint ihr? Gelungen? Oder immer noch zu "wortmutig"?




