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dersven • Mai 12, 2022

Wenn der Krieg uns eines lehrt.

Lass nicht zu, dass andere gewinnen. Schlag zu mein Freund.

Nur eine Geschichte - nicht meine. Sie wurde mir so erzählt.

"Der Ukraine-Krieg verändert mich. Das spüre ich jeden Tag aufs Neue. Zum Guten. Ich war früher Pazifist. Heute habe ich gelernt, dass das falsch ist. Auch Christ sein, ist total falsch. Das hatte ich gemerkt, als ich das hier von wortmut ausgedruckt und als Flugblatt in der Schule meines Sohnes verteilt hatte. "Sei ein Christ. Zeige mir die Kraft Deines Glaubens" stand da und  es gab kaum Resonanz und fast nur Kopf schütteln. Manche Eltern wurden regelrecht aggressiv und meinten ich sei ein Weichei und Schlappschwanz und sollte mir meinen Pazifismus in den Arsch stecken.   
 
Heute Mittag war die
Welt noch in Ordnung. Ich war mit meinem kleinen Sohn im Skateboard-Park. Dort wollte er sein neues Board ausprobieren, das ich ihm zu seinem Geburtstag geschenkt hatte. Er sauste die Pipes hoch und runter, machte ein paar Tricks und hatte jede Menge Spass.

Dann kam Bobby.
Bobby das Monster. Bobby, der Schläger. Bobby, der Unruhestifter. 10 Kilo schwerer und einen Kopf grösser als mein Sohn. Seine Vater grüsste mich kurz, setzte sich einige Meter entfernt auf eine freie Bank und tippte etwas in sein Smartphone.

Es dauerte nur ein paar Minuten bis Bobby
wieder Stress machte. So war Bobby einfach. Ein Kind, das immer wieder den Frieden andere stören musste. Er schubste meinen Sohn einfach von seinem Skateboard, nahm es ihm weg und fuhr damit davon. Mein Sohn wollte es sich zurückholen, aber da schubste Bobby ihn noch heftiger. Er fiel zu Boden und kam weinend zu mir.

Ich konnte sehen, dass Bobbys Vater davon nichts mitbekommen hatte und weiter mit seinem Smartphone beschäftig war.

Ok. An jedem anderen Tag wäre ich zu Bobby und seinem Vater gegangen, um mit den beiden zu reden. Ich hätte ruhig gesprochen und erklärt, dass das so nicht geht, dass Bobby doch einfach mal fragen könne, anstatt derart
aggressiv jemandem etwas wegzunehmen und so weiter.
 
Aber ich hatte in den letzten Wochen einfach
zu viel in die Glotze geschaut und zu viele Talkshows gesehen. Dieser Krieg in der Ukraine. Der lies mich nicht los und zog mich in seinen Bann. Er hatte mein Weltbild und mich verändert. Das war gut. 

Also schaute ich mich um und sah hinter mir im Gebüsch einen dicken Ast liegen. Den Ast gab ich meinem Sohn und sagte ihm: "Los geh jetzt hin zu Bobby und schlag ihn mit den Stock. Aber heftig.
Hol Dir Dein Skateboard zurück."
 
Mein Sohn schaute mich fragend und etwas ängstlich an. Ich aber sagte
energisch: "Bobby hat den Krieg angefangen. Er kann ihn jederzeit  beenden. Aber schau nur, er tut es nicht. Also. Hol Dir Dein Board zurück.. Los. Du hast ein Recht Dich zu verteidigen."
 
Mit dem
Stock bewaffnet ging mein Sohn langsam und noch zögernd in Richtung Bobby und als dieser frech grinsend an ihm vorbeischoss schlug er mit voller Wucht zu. Wow. Das hatte gesessen! Bobby lag auf dem Boden und schrie und heulte. Er hielt sich den Kopf und ich sah aus der Ferne, dass er eine kleine blutende Schramme an der Stirn hatte.
 
Während mein Sohn den Stock fallen liess und sich sein Skateboard nahm, rannte Bobbys Vater zu seinem
verletzten Krieger und fluchte laut in meine Richtung. Ich gab meinem Sohn jedoch ein Zeichen, dass er es gut gemacht hatte: Daumen nach oben, und dann winkte ich ihm zu, er solle einfach weiterfahren.
 
Andere Eltern hatten die Szene offensichtlich auch gesehen und unterhielten sich mit Bobbys Vater, der
dem Aggressor die Wunde mit Mineralwasser auswusch. Man formierte sich nun in einer grösseren Gruppe gegen uns. Das war klar. Die militante Truppe zeigte auf meinen Sohn, auf den Stock und dann auf mich und alle schüttelten den Kopf. Als mein Sohn an der empörten Gruppe vorbeifuhr, stellte sich ihm Bobbys Vater in den Weg und schimpfte ihn aus. Die anderen Eltern reihten sich ein und ich hatte das Gefühl ein erneuter Angriff auf die körperliche Unversehrtheit meines Sohnes stand kurz bevor.

Ich überlegte was zu tun sei. "Sie müssen lernen,
dass es sich nicht lohnt ihren Krieg  gegen uns weiter zu führen", schoss es mir kurz den Kopf. Und während ich auf die Gruppe zu marschierte, schaute ich mich nach weiteren, möglichen Verteidigungs-Waffen um. Ich zählte die gefechtsbereite Truppe und kam auf 6 Erwachsene und einen Bobby.  Schwere Waffen wären jetzt gut aber weit und breit war niemand  zu sehen, der sie mir geben konnte oder mir zur Seite springen wollte.
 
Als ich nur noch wenige Meter
von der Front entfernt war, hörte ich, dass man meinen Sohn vom Platz verweisen wollte. Jetzt ging es also nicht nur um das Skateboard und seine körperliche Integrität, sondern auch noch um territoriale Gebietsansprüche des Feindes. Mein Kleiner kam mir mit hängendem Kopf entgegen.

"So nicht", zischte ich ihn an. "Warte." Ich schaute zu der Gruppe und.dann ging eigentlich alles ganz schnell. Ich suchte noch immer nach einer richtig schweren Waffe, konnte aber nichts brauchbares finden. Also schnappt ich mir das Skateboard meines Sohnes. ging schnellen Schrittes auf die Gruppe zu, stellte mich vor Bobbys Vater und fragte: „Bobby. nimmt meinem Sohn
zuerst das Skateboard weg und jetzt wollen sie und ihre Kriegskameraden hier auch noch den Skateboardplatz einnehmen?"

Der Vater nickte und wollte gerade etwas sagen, aber ich wartete erst gar nicht seine Antwort ab.
Reden. Reden. Ich kannte doch Bobby. Gespräche brachten bei ihm nichts. Und wie der Sohn so auch der Vater, dachte ich und schlug dem Vater das Skateboard mit aller Kraft ins Gesicht.
 
Ohne gross zu überlegen stürzte ich brüllend auf die anderen zu, die aber angesichts des stöhnend am Boden liegenden Mannes sofort davon rannten. Bobby stand blass und heulend neben seinem Vater. Ich schaute nach unten und sagte zu ihm:
"Wer Krieg will bekommt ihn von mir. Lang lebe die Ukraine. Verstanden?"


Mein Sohn stand blass hinter mir und ich erklärte unseren Ausflug für beendet. Zu Hause angekommen sprach ich natürlich mit ihm über das was geschehen war. Ich erklärte ihm, dass wir ihm Recht waren und das tun mussten.

"Wir müssen lernen,
uns zu verteidigen. Das war eindeutig ein Angriffvon Bobby und diesmal hatte sich auch noch sein Vater eingemischt", erklärte ich ihm. Und weiter: "Du weisst doch, Bobby macht das nicht zum ersten Mal? Es wird Zeit, dass wir ihn stoppen. Man muss ihm seine  Grenzen aufzeigen. Heute der Skateboard-Platz, morgen unser Haus."

Mein Sohn nickte, aber ich merkte, dass er noch Zweifel hatte. Als seine Mutter später nach Hause kam, musste ich auch ihr die Situation erklären. Sie war mit meiner Reaktion überhaupt nicht einverstanden, was mich sehr irritierte.     

"Du musst das versehen", sagte ich. "Das war nichts anderes als
Selbstverteidigung. Wer hat hier schliesslich wen angegriffen? Wir etwa? Nein - wir hatten einfach nur unsere freie Zeit genossen wie jeder andere freie Mensch in Europa auch. Es ging da um mehr, wenn Du kapierst. Es ging auch um unsere Werte, als Familie, die in Freiheit leben will.


Am Abend kam dann noch die Polizei zu uns. Ich erklärte auch den Polizisten, dass wir uns nur verteidigt hätten, aber sie sahen das anders und verwiesen auf die Zeugen. Ich versuchte dennoch ihr Verständnis und ihre Sympathie zu gewinnen.

"Sie schlagen doch auf diese Querdenker ein?", erwiderte ich. "Wer will denn mit denen reden? Knüppel drauf und gut ist. Richtig? Das machen sie doch auch und sie
verteidigen unsere Freiheit und Demokratie."  Die Polizisten wurden sichtlich ungehalten,  aber ich redete einfach weiter: "Ich finde das toll. Wir müssen uns doch alle verteidigen? Warum nehmen Sie eigentlich nur die Knüppel und nicht schwerere Waffen?"  


Aber die Polizisten verstanden mich nicht. Und als sie leicht übergriffig wurde, blickte ich mich um und sah das Skateboard im Flur liegen ...

Was soll ich weiter sagen? Die letzten Tagen war ungemütlich.

Bobbys Vater liegt seit 3 Tagen im Krankenhaus, Ich sitze mittlerweile zwar wieder zu Hause, aber meine Frau findet mich seltsam und beobachtet mich seit dem Vorfall mit einem komischen Blick aus Zweifel, Sorge und Angst.

Ich gebe zu.
Ich bin ein anderer geworden. Aber das ist gut. Ich fühle mich das erste mal in meinem Leben richtig stark. Ja, ich fühle mich sogar das erste Mal in meinem Leben so sehr im Recht, dass ich bereit bin, die Grünen zu wählen."


Was für eine Geschichte. Sehr nahe liegend, kann man meinen. Denkbar in einer Welt, die meint, es gäbe auch gerechte Gewalt. 

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