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dersven • Jan. 28, 2021

Der Holocaust lehrte mich auch eines: Die Angst vor der Mehrheit.

Es ist lange her, als ich damals mit unserer Schulklasse die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht hatte. Die Bilder und die Gefühle von damals sind mir noch heute präsent. Im Gegensatz zu den meisten meiner Schulkameraden, die mehrheitlich sehr betroffen, traurig und verstört waren, fühlte ich mich damals eher extrem wütend. Ja - ich war von einer unglaublichen Wut und fast schon von einem extremen Hass erfüllt, auf die Generation meiner Großeltern, die das alles zugelassen hatten.

Diesen Gefühlen gesellte sich jedoch auch ein weiteres Gefühl hinzu. Ich fühlte mich leer und verzweifelt angesichts dessen, was wir in der Schule gelernt hatten. Aus diesem Grund hatte ich schon damals in einer Unterrichtsstunde provokant gesagt: " Von Auschwitz lernen, heißt vor allem auch eines: Dem Mainstream zu folgen kann leider tödlich enden ."


Genau daran erinnerte ich mich am 27.01. diesen Jahres wieder, als ich die Gedenkstunde zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag verfolgte.

Ich weiß. Viele, die das lesen, werden diese Aussage vielleicht als geschmacklos relativierend verurteilen. Aber wie man weiß, war es noch nie meine Absicht, dem Geschmack des Mehrheit zu gefallen, geschweige denn ihm zu folgen.

Ich habe in meinem Geschichtsunterricht viel von der Schuld der Deutschen gelernt und ich empfinde diesen Teil der deutschen Geschichte als den Teil, für den ich mich persönlich zwar nicht mehr schuldig fühlen kann, für den ich mich aber unendlich schäme. Es ist der Teil, der deutschen Geschichte, der mich heute, wie kaum ein anderes historisches Ereignis, für die Werte der Menschlichkeit, für die Würde des Menschen, seine Freiheit, die Gerechtigkeit und Solidarität sensibilisiert. Es ist der Teil unserer Geschichte, der mich aber auch immer wieder dazu zwingt, das Denken, Fühlen und vor allem das Handeln von Mehrheiten kritisch zu hinterfragen.

Wenn aktuelle Zeitgenossen auf die angebliche Vernunft und die moralische Überlegenheit der Mehrheitsgesellschaft verweisen, werde ich hellhörig. Wie ergeht es euch? Ich kann nur für mich sprechen. Aber gerade dann, wenn ich der Verfolgung der Juden und den unzähligen Opfern des Nationalsozialismus aufrichtig gedenke, dann muss ich zwangsläufig auch immer an folgendes denken:

Es war die Mehrheit, die sich im Recht fühlte. Es war die Mehrheit, die das alles ermöglichte. Es war die Mehrheit, die es wollte oder aus Gleichgültigkeit zuließ. Es war die Mehrheit die moralisch komplett versagte.

Es war nun mal eine große und vor allem begeisterte Mehrheit, die den Nationalsozialismus feierte und seine Taten gut hieß. Es gab die große Anzahl fanatisierter Aktivisten und es gab die passive, schweigende und zum Teil auch gleichgültige Mehrheit, die Hitler und seine Schergen einfach erduldete.

Es war wie manche Moralphilosophen und Soziologen vielleicht sagen würden die passive Duldung und die Gleichgültigkeit des Individuums gegenüber dem Bösen, das sich immer deutlicher zeigte.

Und um es kurz zu machen. Genau deshalb sehe ich es als mein historisches Erbe an, die Mehrheitsmeinung in Deutschland auf Herz und Nieren zu testen. Ich sehe mich in der historischen Pflicht, mir so viele Gedanken wie nur möglich darüber zu machen, wer gerade die Mehrheit politisch anführt oder sogar verführt. Mit welchem hehren Ziel oder niederem Zweck?

Vor diesem Hintergrund verstehe ich leider auch, daß Menschen, die heute in der Opposition zur Corona-Politik der Regierung stehen, gelegentlich einen Vergleich zur dieser düsteren Zeit in unserer Geschichte ziehen. Das mache auch ich immer wieder mal. Denn ich relativere damit zu keiner Zeit den Schrecken des Holocaust, sondern beziehe mich allein auf die Frühzeit und die Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus. Ich blicke also nicht auf das Ende der Geschichte, sondern verweise viel mehr auf den Anfang.

Wenn ich selbst von einer aufziehenden Hygiene-Diktatur rede und den Leser an dieser Stelle vor einem sich manifestierenden Gesundheits-Faschismus warne, dann mache ich das nicht, um die Opfer des Holocaust zu verhöhnen. Oh nein. Ganz sicher nicht. Ganz im Gegenteil. Ich tue es alleine aus der Angst heraus, vor den vielen Menschen in wichtigen Ämtern und Positionen, die sich als Teil einer Mehrheitsgesellschaft mir gegenüber moralisch überlegen fühlen und beginnen, mich zunehmend zu diskreditieren.

Ich tue dies, weil erneut in Deutschland Minderheiten, diesmal eine rein regierungskritische und somit politische Minderheit, mit äußerst schändlichen, und abwertenden Worten belegt und dadurch ausgegrenzt werden.

Es sind die Worte, denen Taten folgen. Das hören wir immer wieder von der Politik. Und wer dem zustimmt, der muss sich wundern, mit welchen Worten die zum Teil fanatisierte Mehrheitsgesellschaft eine Minderheit diskriminiert. Eine Masse der Willigen, die von Politikern angeführt werden, die uns alle wieder in einem Krieg sehen; gegen ein Virus.

Diese Mehrheitsgesellschaft nennt uns nun schon seit über einem Jahr: „Verwirrte Geister. Aluhutträger. Covidioten. Leerdenker, Corona-Leugner und neuerdings sogar Gefährder". Menschen, wie ich, die anders über die Corona Politik der Regierung denken und andere Vorschläge machen, um die " Würde des Menschen und seine Freiheit zu schützen" , werden von der breiten Öffentlichkeit und ihren Leitmedien pauschal als Corona-Leugner betitelt und, wie wie üblich, ins rechtsradikale Umfeld gesteckt.

Es ist wieder die Mehrheitsgesellschaft, die sich moralisch über andere erhöht und auf sogar die Idee kommt, „Quarantäne-Lager“ zu gründen. 76 Jahre nach dem Holocaust werden tatsächlich wieder Deutsche, die ein Ordnungswidrigkeit begehen in ein Lager gesteckt.

Wer also heute den Opfern des Nationalsozialismus gedenkt, der sollte vor allem dem Humanismus und der Demokratie gedenken und gehörig aufpassen, wie die Mehrheit in einer Gesellschaft mit ihren Minderheiten umgeht.

Wer also aus der Geschichte wirklich etwas für sein Leben lernen will, der muss gerade als Mitglied einer Minderheit seine ganz besonderen Schlüsse ziehen.

Und so kann und darf mich gerade Auschwitz nicht davon abhalten, mir das mögliche weitere Szenarium dieser Pandemie-Hysterie vorzustellen und auszusprechen. Ich lag bereits mehrfach richtig damit. Leider!

Es ist daher nicht verboten, sondern geboten jederzeit vor der Gefahr eines aufziehenden Gesundheitsfaschismus von Big-Pharma und Big-Data zu warnen.

Zur Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus sprach die Holocaustüberlebende Charlotte Knobloch im Bundestag ; an die AfD gerichtet, die sie offenbar als Nachfolgepartei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter Partei sieht. "Sie haben Ihren Kampf vor 76 Jahren verloren".

Sie warnte vor den Feinden der Demokratie. Ich hoffe, sie irrt nicht. Der Kampf der Nazis mag vielleicht und hoffentlich verloren sein. Aber ich möchte doch etwas anderes dagegen halten.

Der Totalitarismus, der Faschismus, das Böse an sich, die Zerstörung der Demokratie und die Vernichtung von Freiheit, und Menschenleben...das alles kommt leider auch ohne Nazis aus und ist nun mal auch ohne "Reichsbürger und die AfD" (wenn überhaupt) denkbar.

Die Banalität des Bösen, wie Hanna Arendt sagte, drückt sich manchmal einfach nur in der Gleichgültigkeit aus. Und ich als bescheidener Mit-Denker in diesem Universum sage: Unser Kampf für die Freiheit, die Aufklärung, die Gerechtigkeit, die Moral und die Liebe geht nie zu Ende und ist heute erneut auf das härteste gefordert.









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Hin und Her. Die kritische Seele war noch hungrig und sie musste das, in sich Gefressene, wie immer gleich wieder auskotzen. Sie musste den Dreck loswerden, den sie täglich aufnahm. So schlau war sie und das tat sie nun mal am liebsten, in dem sie mich dazu zwang, polemisch und so laut wie möglich in die Tasten zu hauen.
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