Müssen sich Politiker wirklich auf Twitter und Facebook aufblähen?

"Demokraten rennen nicht weg!" schreibt ein Herr Daniel Mack als Gastkommentator im Handelbslatt und lehnt sich damit ganz schön weit raus aus seinem Browserfenster.
Wer bitte bestimmt denn das? Herr Mack? Die Politik demnächst selbst? Wird es zur staatsbürgerlichen Pflicht, einen Twitter-Account zu führen und werden wir schon bald den Amtseid vernehmen müssen: "Ich schwöre es - so war mir Twitter helfe."?
Sorry liebe Follower, Fans und Trolle. Demokraten dürfen sogar wegrennen und sie dürfen ihr Recht in Anspruch nehmen, sich Twitter und Facebook zu verweigern. Und dafür gibt es sogar eine Twitter-Funktion. Die nennt sich Abmelden.
Doch wer unbedingt das Bild des wegrennenden Politikers so polemisch zeichnen will, der kann sich ja mal Joschka Fischer vor Augen halten. Als aktiver Politiker einst noch immer schön am Joggen, so richtig fit, sportlich und dynamisch und heute das krasse Gegenteil davon. Was ich sagen will - Bewegung tut immer gut? Körperliche wie geistige! Im Bundestag und auch im Netz. Es fragt sich jetzt nur - wohin geht die Reise in Zukunft?
Viele Twitter-Süchtige wie Herr Mack verstehen leider nicht die differenzierte Diskussion, die man am Beispiel von Rober Habeck führen könnte. Es geht doch nicht darum Twitter zu verteufeln. Es geht lediglich darum, zu hinterfragen ob Politiker und Journalisten wirklich auf Twitter sein müssen?
Meiner Ansicht nach, besser nicht! Ist es nicht so, daß die Polarisierung in der der Politik, die Spaltung der Gesellschaft, kausal mit Twitter & Facebook zusammen hängen und mit dem, wie diese angeblich so sozialen Medien funktionieren?
Twitter dient Politikern, Journalisten und Promis nach meinem Gefühl zur reinen Selbstpromotion. Twitter ist kein Dialogmedium und wer sich wirklich dafür interessiert, was derzeit so angesagt ist, was die Menschen so denken und was sie bewegt, der muss dafür nicht dem Twitter Profil von Peter Altmaier, Dunja Hayali und Christian Lindner folgen. Da reicht schon die Ausgabe der Lokalzeitung und ein Spaziergang mit offenen Augen und Ohren durch die City.
Nochmal. Es geht nicht um Twitter & Co. Ich selbst finde Twitter und Facebook auch nützlich und interessant. Im privaten und im beruflichen. Aber ich bin auch kein Politiker und wer bitte kennt mich schon? Von Politikern und Journalisten wünschte ich mir jedoch, sie würden sich aus dieser halbseidenen Schummel-und-Schein-Welt möglichst heraushalten und den Dialog hin zu ihren Parteien, auf ihre eigenen Blogs/Webseiten, in den Bundestag usw. lenken.
Von mir aus können uns ja die Parteien und die klassischen Medien auf Twitter und auf auf Facebook mitteilen, was sie bewegt. Möglichst knapp, informativ und mit den entscheidenden Links zu Inhalten und Events. Und der Politiker und Journalist, der wirklich meint, er müsse sich mittels Twitter & Co über das informieren was die Wähler und die Welt bewegt, der kann sich ja dort jederzeit mit „@Politnudel“ oder "@Schnüffelnase" anonym austoben, so wie es die Mehrheit dort pflegt.


