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s.stephan • März 02, 2021

61.Tag 2021. In einer Pandemie, in der ich mich versöhnen möchte.

Ich lebe, seit Beginn der P(l)andemie auf Fuerteventura. Jetzt habe ich, nach einem Jahr, das erste mal ein paar Tage Urlaub gemacht. Normalerweise mache ich nie Urlaub auf unserer Urlaubsinsel, auf der wir über fuerteventura-privat.de Ferienwohnungen und Fincas auf unserem kleinem Paradies im Atlantik vermitteln.

Aber in Zeiten wie diesen macht mir das Reisen leider gar keine Freude. Für mich kommt es nicht in Frage, eine Maske über mehrere Stunden im Flugzeug oder auf der Fähre zu tragen und alleine schon der mehrstündige Anblick von maskierten Menschen auf begrenztem Raum, löst bei mir sofort Herzrhythmusstörungen aus. Also fuhr ich mit dem Auto für 4 Tage in den Norden unserer Insel, nach Corralejo.

Auf Fuerteventura sind, wie man wissen muss, seit langem schon sämtliche Geschäfte geöffnet. Die Inhaber und Solo-Selbständige können so zumindest mit den wenigen Einheimischen und den paar Touristen etwas Geld verdienen. Bei uns im Süden, wo es doch recht wenig regionales Leben gibt, ist es extrem "entspannt", wenn nicht sogar recht öde und man fühlt sich manchmal inmitten der touristischen Infrastruktur wie Robert Neville in Manhattan. Fehlen nur noch die Zombies, die sich bei Nacht auf die Straße trauen.

In Corralejo ist das jedoch komplett anders. Der Norden hat sich zu einem interessanten „Place to be“ entwickelt und es scheint mir, ohne dass ich auf relevante Daten zugreifen kann, dass die Pandemie sogar ein neues, interessantes Publikum angezogen hat: viele junge "Digital Nerds" mit Hang zum zusätzlichen Offline-Surfen.

Während in vielen Ländern eine Welle nach der anderen zu den unterschiedlichsten, sinnlosen Lockdown Bedingungen führen, werden hier die echten Wellen an den vielen Surfer-Stränden freudig begrüßt. Das liegt unter anderem daran, daß die Kanaren im Moment mit einem mehr oder weniger recht liberalen Ampelsystem eine sehr vernünftige und dem Leben zugewandte Strategie fahren.

Ich sage bewusst IM MOMENT . Denn wer den Lockdown Anfang 2020 in Spanien erlebt hat, der hat als Demokrat und liberaler EU-Bürger das Vertrauen in die spanische Politik und Demokratie, wie auch in das EU Parlament komplett verloren. Ich bin rückblickend bis heute gleichsam verärgert und verunsichert über diesen brutalen staatlichen Eingriff in meine Grund- und Menschenrechte und frage mich immer noch, warum sich ausgerechnet so lebens- und kinderfreundliche Menschen wie in Spanien, derart unterdrücken ließen?

Niemals werde ich vergessen, wie über zweieinhalb Monate jeder Hund mehr Freiraum genoss als mein Sohn und wir ohne jegliche Todesfälle in unsere Häuser wie tollwütige Tiere weggesperrt wurden. Ich habe in diesen Wochen und Monaten angefangen an "meinem" Spanien, was ich bis dahin kannte, zu verzweifeln.

Natürliche könnte man sagen, daß es genau das Motiv der spanischen Politik und Gesellschaft war. Man wollte seine Kinder wie auch die Alten schützen, angesichts einer unbestimmten, aber offensichtlich dramatischen Gefahr, die uns die Medien täglich ins Haus transportieren. Ich würde mich gerne daran festhalten, bin jedoch zu gut informiert, so daß ich es leider nicht kann.

Wer sich mit gleichfalls gut informierten Spaniern unterhält, der erfährt, daß man nur mal in der jüngeren Geschichte des Landes suchen muss, um die fast schon widerspruchslose und bedingungslose Lockdown-Akzeptanz der Spanier zu verstehen. Angeblich sei es der lange "Schatten Francos" , der immer noch über der Gesellschaft liegt, die leider nie offiziell und umfassend mit den Verbrechen und der Gewalt des Regimes gebrochen hat. So las ich auch bei verschiedenen Schriftstellen und Intellektuellen, daß dieser "brutale Geist der Unterdrückung" und die "Angst der Spanier vor staatlicher Gewalt" über mehrere Generationen bis hin zu der heutigen jungen Generation weitergeben wurde.

Ich selbst habe bei Spaniern sehr oft, im ganz normalen Alltag, eine fast schon s ervile Hörigkeit gegenüber Autoritären beobachten können. Gegenüber Medizinern, Schul- und Bankdirektoren oder Anwälten zum Beispiel. Das hatte mich regelmäßig irritiert. Mittlerweile kann ich dieses Verhalten dank dieses historischen Verweises besser einordnen.

Ich gebe zu. Ich suche sehnsüchtig nach Versöhnung mit einem Land, das ich vor 20 Jahren immer mehr zu lieben begann und kurz vor der eigentlich Plandemie mehr liebte, als meine eigene Heimat.

Darüber dachte ich nach, während ich in Corralejo in einem Restaurant saß und „mein altes Spanien“ wieder entdeckte; das fröhliche und laute Miteinander und die pulsierende, herzliche und wohltuende, zwischenmenschliche Energie der Spanier.

Für viele Deutsche, die ich kenne, wäre diese Kleinstadt im Norden unserer Insel aktuell ein wahrer Sündenpfuhl. Manch einer hätte bei den Szenen, die ich beobachtete, über diese asozialen Egoisten geschimpft und den Einsatz des spanischen Militärs gefordert, um diesen zwischenmenschlichen Auswüchsen den Gar aus zu machen.

So viel Lebensfreude. So viel Lachen, so viele Herzlichkeit, diese wunderbar lauten Gespräche und das typische, hektische Wirbeln der Kellner von der Küche zu den Tischen und um die Tische herum, das alles würde jeden deutschen Aeresol-Fanatiker in den Wahnsinn treiben, dachte ich mir.

Schon auf dem Weg von meinem Hotel zum Restaurant genoß ich das Leben in den Straßen und Gassen. Der einzige Unterschied zu früher - die Menschen trugen mehrheitlich Masken. Korrekt sogar. Aber in den Straßen und Gassen spielten und toben die Kinder, wie eh und je, auch meist ohne Maske, und die Erwachsenen redeten laut miteinander, umarmten sich, klopften sich auf die Schulter und hatten keine Angst vor körperlicher Nähe.

Ausnahmen gibt es natürlich immer, aber auf meinem Weg durch die Stadt und am Meer entlang konnte ich in den Bars das laute und bunte Treiben beobachten, das ich in Spanien so sehr liebe. Natürlich mit Hygienevorschriften, die einen waschechten Kanaren seiner Lebensfreude dennoch nicht rauben können, auch nicht, seine Freude mit anderen zu teilen.

In dem Restaurant, in dem ich saß, hielten sich alle Servicekräfte peinlich genau an die Hygienemassnahmen . Man möchte meinen das sollte abschrecken und könnte das Ambiente zerstören. Aber das faszinierende war doch, daß dieser kanarischen Power und Fröhlichkeit gleichsam eine Magie innewohnte , die das alles für mich, den Gast, fast unsichtbar machte.

An den Tischen einmal angekommen, lässt natürlich jeder seine Maske sofort fallen und schon geht es los mit den lauten und intensiven Gesprächen, die ich noch mehr liebe, seit dem ich Spanisch verstehe. Ich fühlte mich wohl. "Zu Hause". In der Normalität .

Das laute Leben um mich herum, die Hektik der Kellner, das Klappern des Geschirrs und die herrlichen Gerüche aus der Küche ließen in mir ein Gefühl aufkommen, daß ich seit längerem nicht mehr hatte: HOFFNUNG . Hoffnung, daß alles vielleicht doch noch gut enden wird. Hoffnung, daß sich die Menschen nicht unterdrücken und ihrer Menschlichkeit berauben lassen. Hoffnung, daß die unmenschliche Kälte und Härte der Politik, die Gesellschaft noch nicht durchdrungen hat und nie durchdringen wird...Hoffnung um so vieles mehr, daß UNSERE Liebe, Harmonie, der Respekt, die Fröhlichkeit und die Würde des Menschen stärker sind als diese Kaltherzigkeit der Technokraten und die Ideen der gierigen Eliten dieser Welt.

Und genau das war auch der Moment in dem ich so intensiv spürte, daß ich mich nach Versöhnung sehnte . Einer Versöhnung mit Spanien. Mit den Menschen und der Kultur auf jeden Fall. Mit der Politik? Das wird nicht leicht!

Denn kaum hat man das Gefühl, die Menschen hier würden langsam wieder aus ihrem Traumata erwachen, da hört man doch wieder aus Galizien die übelsten Nachrichten. Ein Landesfürst der PP fordert doch tatsächlich Impfpflicht mit empfindlichen Geldstrafen für Impfverweigerer. Und dann ist er leider wieder da, dieser Stich ins Herz, der mich an das verlorene Vertrauen in den spanischen Staat, aber auch in die EU erinnert und der mich ermahnt, wachsam zu bleiben. Kommt jetzt der nächste totalitäre Übergriff des spanischen Staates?

Wie wird es weitergehen?

Neben dem Restaurant spielte eine spanische Straßen-Band "Gipsy Music" und während ich entspannt und glücklich mein zweites Glas Rotwein zu einem hervorragenden Essen genoß, hatte ich plötzlich wieder die deutschen Virologen und Politiker im Kopf, die nichts anderes fordern als: "Am Deutschen Wesen soll Europa und die Welt genesen".

Soll es das? Muss es das? Wird es das?

Ja. Das macht mir Angst. Die Deutschen machen mir Angst . Mit ihrer Disziplin und ihrer Engstirnigkeit. Auch mit ihrer Herzlosigkeit. Und jetzt Galizien? Nein. Ich will das hier nicht hören und nicht sehen, nicht heute Abend, nicht mitten im Leben und auch nicht morgen oder übermorgen. Nie!

Was passiert mit Spanien? Was passiert auf den Kanaren? Wohin geht die Reise? Was wollt ihr von uns, die wir euren Tanz um das goldene Virus nicht mittanzen wollen und die wir nicht an den heiligen Gral der Impfung glauben?

Wer diese Tage als Deutscher durch Fuerteventuras läuft wird entweder aufatmen oder in Ohnmacht fallen. Friseure, Kosmetikstudios, Massagen alles ist geöffnet. Bars und Restaurants sowieso. Die Schulen seit September 2020. Und in Deutschland höre ich dieser Tage nur die dramatische Warnung vor der 3.Welle und den Mutationen und ich frage mich, wird diese "German Angst" auch den den Rest Europas infizieren? Oder ist es am Ende das Geld der Deutschen, mit denen sie sich die bedingungslose Folgschaft in der EU erkaufen, auf dem Weg in die 3.Welle? Wird Deutschland als wichtigste und stärkste Wirtschaftsmacht auch Spanien niederringen und auf seinen Kurs bringen? Oder wird Spanien seinen Weg weiterhin alleine weitergehen? Mit dem Blick auf das Leben gerichtet. Auf das eigene Volk.

Ich gebe zu, ich bin mir unsicher. Viva España? Ich hoffe, "mein Spanien" enttäuscht mich nicht ein zweites Mal.







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