dersven • 15. Mai 2023

Tommi, ich glaub', ich hab' kein Heimweh.

Es wird nie mehr wie früher sein. 


Ihr habt es mir genommen. Und was noch schlimmer ist - ihr wollt es mir nicht mehr zurückgeben. Das gute Gefühl, wenn ich nach Köln komme. Die Gänsehaut, die ich immer hatte und die Tränchen, die ich vor Freude verdrückte, sobald ich nach langer Fahrt den Dom erblickte und wusste - ich bin zu Hause. 

Es hat gedauert, diese Zeilen zu schreiben. Eigentlich wollte ich es schon im März tun. Aber der Kopf hatte es blockiert. Warum ich es heute tue? Keine Ahnung, So ist das bei mir oft. Ich schreibe meist dann, wenn meine Seele etwas verarbeiten will und das macht sie immer sehr spontan. Sie kann es dann am besten, in dem sie meine Finger schnell etwas in das MacBook tippen lässt. 


Ich bin gebürtiger Kölner und obwohl ich, nach nur wenigen Jahren auf der Aachener Strasse und im Kölner Stadtpark, mit meinen Eltern schon als junger Bub nach Hessen ziehen musste, habe ich mit der Muttermilch und später mit Vaters Kölsch Vorräten die kölsche Lebensart aufgesaugt. Ich erinnere mich mit so viel Freude an die vielen Besuche bei meinen Grosseltern in Köln und natürlich an die vielen gemeinsamen Erlebnisse im Müngersdorfer Stadion. Mein Bruder und ich fuhren mit unserem Vater zu so vielen Heimspielen wie möglich und der Vater verband die An- und Abreise immer mit lecker Essen gehen, meist in der Kölner Innen- oder Altstadt. 


Wo auch immer ich auf der Welt war, nirgendwo fühlte ich mich so glücklich und so angekommen wie in Köln, obwohl ich immer nur selten dort war.


Das Gefühl hat man mir genommen. Es war nicht etwa die Corona-Plandemie, sondern es waren ausgerechnet die Menschen. Genauer, es waren viele Kölner selbst. Das, was ausgerechnet in „meiner Stadt“ an Diskrimierung und auch Hass gegen uns Nichtgespritzte offen ausgelebt wurde, das hat mich nicht nur fassungslos gemacht, sondern es hat mich zutiefst verletzt. 


Heute im Mai 2023 sind die Wunden nicht verheilt, sondern sie klaffen immer noch weit auf in meiner Seele. Denn das schlimme ist, dass mir dieses Gefühl nicht nur aus der Seele gerissen wurde, es geschah seitdem auch NICHTS, was in irgendeiner Weise einer Heilung dienlich sein könnte. NICHTS. Nicht einmal auf eine lange Email, die ich an den Vorstand und an weitere Funktionäre des 1.FC Köln schrieb erhielt ich eine Antwort. 


Und so kam es, wie es kommen musste, bei meinem ersten Besuch in Köln nach Corona. Als ich den Dom erblickte, sah ich nur den Dom und ich fühlte nichts mehr von dem, was einst meine Seele mit so viel Wärme erfüllte. Ich war überrascht. Das gebe ich zu.


Als ich den Mietwagen parkte und zum Dom ging, um mein Versprechen für die Verstorbenen einzulösen, ihnen immer ein Kerzchen dort  anzuzünden, war ich emotional zwar etwas mehr dabei, aber dennoch viel distanzierter als antes Corona. Das Gefühl, dort zu sein, wo ich mich von Klein auf geborgen fühlte, wo ich mich in einer oft seltsam fremden Welt immer heimisch fühlte, wo meine Seele sich von den Menschen, ihrer Lebensart geradezu gestreichelt und liebkost fühlte, das war verschwunden.


Dennoch machte ich ein paar Fotos und teilte sie stolz auf WhatsApp und ich spürte dabei, dass ich mir und anderen doch etwas vormachte. Das hier war nicht mehr mein Köln. Es war das Köln der anderen. Mein Kopf konnte es nicht wirklich einordnen, dass ich dieses Gefühl nicht mehr dazuzugehören ausgerechnet hier in Köln so klar zu spüren bekam.


Ich erinnerte mich an einen von mehreren Fussball-Abenden und auch an eine Geburtstagsfeier auf Fuerteventura mit einem lieben kölschen Freund und ich überlegte, warum in der Ferne, meine positiven Erinnerungen so viel stärker sind, als hier vor Ort? Warum erwischte mich das massive moralische Versagen der Kölner in den Zeiten der Plandemie ausgerechnet hier derart kalt?

Heulte ich früher im Dom und am Rhein Rotz und Wasser, und fühlte ich mich zugleich voller Energie, bei den ganzen Erinnerungen, die normalerweise aufkamen, so war ich diesmal doch sehr überrascht, dass 
die Erinnerung an das eigentlich Unvorstellbare, an diese grausame Diffamierungskampagne all das Positive überlagerte. Ich fühlte Kälte. Ich fror im Dom. Ich zündete rasch die Kerzchen an, unterhielt mich kurz  mit meinen Ahnen und dachte vielleicht wird es ja nach ein paar Kölsch besser. Wurde es nicht.


Wir alle wissen, dass Deutschland die Zeit der Plandemie nicht aufarbeiten will. Politisch und gesellschaftlich ist es wie nach Kriegsende und der Entnazifizierung, die es leider niemals wirklich gab. Zu viele Menschen hatten mitgemacht, aktiv oder passiv. Zu viele Menschen hatten nicht  ihre Stimmen gegen das offensichtliche Unrecht erhoben. So wie heute. Und sie alle wollen jetzt nicht mehr daran erinnert werden. Sie wollen einfach nur ihren Spaß haben - so wie früher.


Kann ich es verstehen? Oh ja? Gerade ich, der so gerne lebt und sein Leben dem Spass-Prinzip unterworfen hat. Aber wer versteht mich? Es ist pure Gewalt, dass diese Gesellschaft rücksichtslos in Kauf nimmt, die verletzten Seelen und Köper (wenn nicht sogar die geschundenen), eiskalt zu ignorieren. Es gibt kein Angebot der Versöhnung von denen, die sich offensichtlich keiner Schuld bewusst sind oder diese verdrängen.


Auch Köln ist daher für mich zu einem Symbol für eine lieblose Gesellschaft geworden und für ein ganzes Land, dem ich egal bin. Die Menschen interessieren sich nicht im geringsten für das, was sie mir und uns angetan haben und es fehlt ihnen die Empathie mit dem, was wir Ungespritzten erleiden mussten. 


Und so lief ich im März 2023 durch meine Geburtsstadt und kämpfte regelrecht für mein Recht, mich hier wieder so glücklich, so gut aufgehoben und so frei fühlen zu können, wie ich es nur wenige Jahre zuvor noch tat. Es gelang mir nicht. Und dann wurde mir auch langsam klar, warum ich einen Tag zuvor,  im Stadion beim BVB, so wenig leiden konnte, angesichts dieser Schlappe, die der 1,FC Köln dort erlitt. (Nochmals lieben Dank für die Einladung und das Mittagessen).


Und  so geht es ja schon lange mit mir.  Ich alleine bin es, der an sich arbeiten muss, um die Menschen nicht komplett zu verachten und sogar wieder Freude beim Fussball schauen zu entwickeln. Das gelingt mir auch, aber es bezieht sich heute mehr auf den Sport im Allgemeinen, den ich nun mal mag, und nicht mehr auf das innige Verhältnis zu "(m)einem Verein". So sehr ich es mit dem Kopf auch zu steuern versuche, die Seele lässt sich nicht verarschen.


Und so verliess ich Köln mit einem Gefühl der Trauer. Einer Trauer, die man nicht beim Verlust eines unendlich geliebten Menschen verspürt, sondern eines Menschen, den man mal geliebt und der einen ihm Laufe des Lebens bitter böse betrogen hatte. 


Ich kann nicht sagen, dass ich Köln begraben habe. Aber ich weiss, dass ich auch weiterhin lieber die Orte und Plätze auf der Welt suchen und besuchen werde, wo man einfach lebt und mich leben lässt. Orte, wo Worte und Lieder nicht nur Schall und Rauch sind, sondern wo sie, wie diese,  auch in schlechten Zeiten immer gelebt werden...


Einfach levve un levve loße
Dennd mr sitze he all em selve Boot
Nit nur nemme - och jünne künne
Dann köm keiner von uns he je ze koot!


Köln ist dieser Ort leider nicht mehr für mich.

von dersven 14. Juni 2025
Nein - das System braucht das nicht. Es braucht vor allem eines nicht Verständnis, Vergebung und Liebe. Ach wie naiv. Eure Wut. Euer Hass. Eure Hoffnung auf Zerstörung. Auf Rache, Vergeltung. und die Abrechnung. Das braucht das System. Das ist die Energie, die es aufrecht erhält. Und darin seid ihr euch alle einig. Ihr gebt ihm diese Energie.
von dersven 7. Juni 2025
Ich vermute, die Mächte, die das Narrativ vom Deep State erfunden haben treiben gerade mit sehr viel Spass an der Sache ihr globales Spiel mit uns. Meine Thesenerweiterung dazu, sozusagen meine Unterthese, ist diese.
von dersven 5. Juni 2025
Egal welche Seite nun auch in diesen Tagen wieder welche Reaktionen erwartet, fordert oder leider sogar erhofft, ich frage mich eher, was soll der ganze Scheiss? Die Ausgangslage scheint doch mehr als klar. Der sogenannte Werte-Westen wird die Ukraine bis zum letzten Soldaten unterstützen und das Land weiter aufrüsten. Er will Russland destabilisieren und die Ukraine in die EU und Nato aufnehmen. Die Russen wollen das unter keinen Umständen.
von dersven 22. Mai 2025
Dieser Beitrag kann dem Klimakult selbstverständlich nicht im geringsten das Wasser abgraben, in dem er zu ertrinken droht, weil er niemals die Reichweite der Mainstreampropaganda erreicht. Er wird auch nicht den massiven Rückzug des Menschen in seine selbstverschuldete Unmündigkeit und Versklavung verhindern, aber er ist wenigstens mein kleiner Beitrag, die Philosophen der Aufklärung zu ehren.
von dersven 15. Mai 2025
Daher teile ich diese Aussage nur zum Teil . Das grösste Verbrechen an der Menschheit hat sich die Menschheit selbst zugefügt. Sie haben mitgemacht. Und das ist für mich im Rückblick die grösste Bedrohung: Eine Masse von Menschen, die Schuldige suchen und diese nicht bei sich selbst finden.
von dersven 11. Mai 2025
In einem ungehorsamen Kind flackert noch die Fackel der Freiheit und des Egoismus auf, die so manchen Erwachsenen blenden oder ihn zum Feuer löschen verleiten mag. Ich sehe jedoch darin ein Licht der Hoffnung, an dem ich mich gerne wärme und das ich brennen lasse.
von dersven 5. Mai 2025
In diesem Sinne dient der Ruf nach einem AfD Verbot mit grosser Sicherheit eher den Verbotenen. Zumal diejenigen, die das Verbot aussprechen, von vielen als absolute Spießer, als Lügner und Heuchler empfunden werden. Als außenstehender, leidenschaftlicher Demokrat, Humanist und Freidenker sehe ich den blauen Apfel, der nicht weit vom braunen Stamm fällt und ich denke mir nur eines...
von dersven 29. April 2025
Und so ziehe ich mich seit Wochen an der eigenen Brustbehaarung immer weiter raus aus dem Sumpf der menschlichen Verkommenheit und in mich zurück. Nicht ins Schneckenhaus, sondern in die unendliche Leere, die zwischen all meinen Atomen pulsiert, die dort Tango, und Salsa tanzen. Den Rhytmus hab ich durchaus im Blut. Die Schritte aber nicht im Kopf. Das kann ja heiter werden.
von dersven 16. März 2025
Als Pazifist schlage ich daher folgenden Kompromiss vor. Bewaffnen wir die Zivilbevölkerung und wenn der Russe vor der Tür steht, dann kann jeder selbst entscheiden, ob er seine Familie verteidigen oder den Russen auf ein Gespräch und ein gemeinsames Essen in sein Haus an seinen Tisch einladen will.
von dersven 3. März 2025
I love you...
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