Waschlappen oder Kratzbürste?

Na Du Lappen, in welchem Hintern bist Du heute schon gewesen?
Heute dachte ich, warum habe ich eigentlich einen Beitrag, den ich kürzlich, nur mal so nebenbei, auf Telegram gepostet hatte, nicht auch auf wortmut veröffentlicht?
Er lautete so:
Guten Tag Ihr Lieben. Ich habe ein
Meisterwerk aus meiner Jugendzeit gefunden. Es wurde damals zum ersten und einzigen Male in der "Familienzeitung" veröffentlicht, die ich einmal im Monat herausbrachte. Ich dachte, es ist eine gute Zeit, das Werk heute das zweites Mal zu veröffentlichen. Es ist auch sehr kurz.
Da hängt er, der Waschlappen,
eben noch im Hintern seines Gebieters,
nun ausgewrungen und faltig an der Fliese.
Traurig sieht er aus.
Und so wartet und wartet er,
Tag ein Tag aus auf den selben Arsch.
Dieser Waschlappen.
Erinnert mich an Euch.
© Sven Stephan, 1978
Ich muss dazu sagen. Ich hatte damals nicht unbedingt ausschliesslich meine Familie gemeint. Nein. Schon in frühester Kindheit hatte mich mein gesamtes soziales Umfeld ordentlich genervt und ich unterstellte bereits im Kindergarten und in der Grundschule meinen Schulkameraden, Freunden, Lehrern, den Gläubigen und den Nachbarn eine gewisse aufdringliche Charakterlosigkeit und moralische Heuchelei. In der Pupertät verstand ich das scharfe Aburteilen meiner Zeitgenossen zu kultivieren und es dauerte noch viele Jahre bis ich lernte, dass der Humor auch eine wunderbare Art und Weise ist, anderen die Meinung zu geigen.
Doch zurück zum Waschlappen, der dieser Tage Zeitgeschichte schreibt. Wie auch das Termostat
und der Pullover, den man sich gleich mehrfach überziehen sollte, um nicht zu frieren.
Also frage ich die Deutschen.
Wieviel Wachlappen steckt eigentlich noch in Euch? Und lernt ihr bereits das Stricken, um euch mit selbst gestrickten Pullovern und Strümpfen durch den Winter zu bringen?
Ihr könnt euch natürlich vorstellen, dass ich mich an anderen Dingen orientiere. Der weiblichen Seite in mir folgend, ist mein Vorbild doch eher die Kratzbürste.
Umgangssprachlich meint man mit dem Begriff, laut Duden, teils abwertend oder auf nur scherzhaft, eine eher weibliche Person, die in der Regel recht nervig und widerborstig ist, wenig Entgegenkommen zeigt und die sich. laut Sven, auch deutlich zur Wehr setzt, wenn es sein muss.
Mit anderen Worten, eine sehr sympathische Person, die man leider heutzutage viel zu selten findet. Aber wie sollte es auch anders sein. Die Generation, die noch
in die Familienwanne steigen musste, in der man ihr den Dreck der Strasse
mit der Bürste ordentlich wegschrubbte ist fast ausgestorben. Heute sind wir umgeben von
Warmduschern und Wellness-Badenden, die sich mit dem Waschlappen sanft über die die Haut streicheln.
Ja. Waschlappen seid ihr mehrheitlich. Daran führt kein Weg vorbei und so greift ihr sicherlich auch gerne und dankbar dazu. Einen für's Popöchen und einen für den Rest eurer armseligen Gestalt.
Ich erlaube mir derweil, weiter zu kratzen. An den stinkenden Fassaden so mancher Politik- und Mediengesellen, auf denen ihre heuchlerischen Scheinheiligkeiten und unredlichen Moral-Appelle mit ihrem eigenen Kot und dem Blut, dem Schweiss und den Tränen ihrer Opfer geschrieben stehen.
Euch und andere kratze ich, wo und wann immer ich nur kann. Nicht die Augen aus. Nein. Euch erbärmliche Lackaffen kratze ich nur an der Oberfläche. Das reicht schon. Denn eure smarte, aufgesetzte Schutzschicht ist ja so dünn. So viel dünner, als der echte Dreck der Strasse. Die Augen aber lass ich euch. Ihr sollt ja sehen, was passiert, wenn die Kratzbürsten erstmal gründlich ihren Job erledigt haben.
Und wer meint, er müsse mich nun weiterhin ermahnen und deutlich zurechtweisen, dem sage ich nur: "Du kannst mich gern mal am Buckel kratzen" Jederzeit. Auch dort gibt es sicherlich einiges, was ich noch loswerden muss. .
In diesem Sinne. Es lebe die Kratzbürste. Ihr sollten wir ein Denkmal setzen.


