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dersven • März 09, 2018

Eigene Gedanken über den geballten Sexismus und Rassismus in der deutschen Sprache.

Da fällt einem doch sofort der olle Schopenhauer ein: „Die Sudler sollten ihre Dummheit an etwas anderm auslassen, als an der deutschen Sprache.“

Der gute Meister hatte sich schon zu seiner Zeit ordentlich über die deutsche Sprachverhunzung erzürnt. Zu Recht? Ich würde sagen - nein! Die Sprache geht nun mal mit der Zeit, sie folgt Trends und ihre stetige Verwandlung oder auch Anpassung ist doch eigentlich etwas urdemokratisches.

Wenn es die Mehrheit so will, wer hat das Recht es ihr abzusprechen? Und wenn es eine aufmüpfige Minderheit ist? Dann muss sie in der Regel nur genügend Journalisten und Politiker finden, die ihr dabei weiterhelfen, deutsches Sprachgut zur Rede zu stellen.

Beispiele dafür gibt es genug und so soll es, nach den Überempfindlichkeiten politisch korrekter Zeitgenossen, aktuell in Frankfurt keine „Mohren-Apotheke“ und in der deutschen Nationalhymne kein „deutsches Vaterland“ mehr geben.

Die reflexartige Aufregung im Netz war natürlich vorhersehbar und dennoch ist sie befremdlich. Wir sollten uns diesen Diskussionen nicht trotzig verweigern, sondern wir sollten uns so weit wie möglich dafür öffnen. Denn noch ganz viel Arbeit liegt vor uns.

Ich zum Beispiel, denke schon seit Jahren über das Wort „Muttersprache“ nach. Als Vater, der mit Sprache sogar sein Geld verdient und die Familie ernährt, fühle ich mich hier seit je her extrem diskriminiert. Auch die übliche Redewendung „etwas mit der Muttermilch aufgenommen oder gar aufgesogen haben“, kränkt mich, als Mann und Vater durchaus dramatisch. Auch hier wäre sicherlich die „Heimatsprache“ der Muttersprache vorzuziehen und anstatt der Muttermilch könnten wir auch das geschlechtsneutralere Urgetränk der Deutschen verwenden, nämlich das Bier!

Es ist aber auch wahrlich kompliziert mit unserer Sprache, und ich warte eigentlich auch schon seit Jahren darauf, dass sich eine Feministin über den technischen Begriff der „Mutter“ im Sinne der „Schraubenmutter“ aufregt. Immerhin handelt es sich dabei um ein, in der Regel mit Stahl umhülltes Loch, in das man dann auch noch was reinsteckt, und die Annahme es handele sich hier um profanen Sexismus im Bereich der männlich dominierten, deutschen Schraubenproduktion liegt durchaus nahe.

Aber es gibt noch so viele andere Dinge, die meines Erachtens ohne Tabus in der breiten Öffentlichkeit dringend diskutiert werden müssen. So wie das alte Kinderspiel „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann“?. Will man klugen Pädagogen, sensiblen Wortklaubern oder irgendwelchen Sudlern glauben, dann wurden mit diesem Spiel zahlreiche Kindergenerationen laufend unterschwellig auf Rassismus getrimmt. Das mag stimmen. Wobei ich persönlich im frühen Kindesalter im schwarzen Mann eher den Dorfpfarrer vermutete, als irgendeinen Afrikaner. Andererseits frage ich mich, ob man dieses Laufspiel heutzutage überhaupt noch auf Kindergeburtstagen spielen kann, ohne daß Eltern der Gefahr unterlaufen, daß ihre wohl genährten und überängstlichen Wohlstandskids einer Herzattacke erliegen.

Und noch etwas, was mir gerade so beim Schreiben einfällt. Darf man heute eigentlich noch Afrikaner sagen und von Afrika sprechen? Ich meine alleine die Wortnähe zu Affe liegt schon recht nahe - oder? Ich empfinde das zumindest als sehr bedenklich.

Hätte je ein Mensch gedacht, daß selbst Wörter wie „Schwarzarbeit“ oder „Schwarzsehen“ von so manchem Politikern und Gelehrten als offenkundig rassistisch eingestuft werden? Schon im Jahre 2012 hatte der ehemalige linke Münchner Stadtrat Akman gefordert: „Die Münchner Verkehrsgesellschaft soll dem Stadtrat darstellen, wie sie das Wort „Schwarzfahrer“ in den U-Bahnen, Trambahnen und Bussen „durch einen anderen Begriff, der nicht-rassistisch ist, ersetzen kann“.

Rassismus hier. Sexismus dort.

Die deutsche Sprache muss offensichtlich davon gesäubert werden und ich mache gerne mit und kann vor vielen Redewendungen und Sprüchen nicht mehr die Augen schließen.

Denken wir nur an den Begriff „Barhocker“. Ein gutes Beispiel dafür, wie Sprache ganz nebenbei und ungewollt verunglimpft. Negative Assoziationen in Bezug auf „an der Bar herum hocken, viel Alkohol trinken usw.“ werden hier automatisch mit uns Männern verbunden. Der Barhocker halt. Das ist fatal.

Daher fordere ich schon seit Jahren, „die Barhockerin" in den deutschen Sprachgebrauch mit aufzunehmen. Barmann und Barfrau geht ja schließlich auch. Ich stelle mir hier im Idealfall sogar ein Gesetz vor, dass jeden Barbesitzer und jede Barbesitzerin dazu verpflichtet seine/ihre Barstühle deutlich sichtbar und paritätisch besetzt, als Barhocker und Barhockerin zu kennzeichnen und zwar analog zur Kennzeichnung der entsprechenden Toilettenräume. Alternativ dazu würde ich mich natürlich auch kompromissbereit zeigen, wenn der Duden den Begriff „der Barhocker“ ein für alle mal gegen die geschlechtsneutrale Formulierung „das Barhock“ austauschen würde.

Für Sie, werte Leserschaft, mag das vielleicht alles wie ein Posse klingen. Aber wenn Mensch plötzlich Neger- und Mohrenköpfe in Schokoküsse und Schaumköpfe umbenennen kann und wenn Mensch im Zigeunerschnitzel die Verunglimpfung einer ganzen Volksgruppe sieht, dann ist das nicht das Ende sonder erst der Anfang einer notwendigen und sprachgewaltigen Bewegung. Ja, eine Gesellschaft, die nun schon so weit gekommen ist, die wird und darf auch vor dem Schwarzbrot und den Schwarzbier keinen Halt machen. Dann wird sogar das „kleines Schwarze“ gleichsam der Rassismus- und Sexismus-Debatte zum Opfer fallen und selbst dem Schwarzwald wird es an den Kragen gehen.

Auch der Henkel-Konzern sollte sich besser scheute schon Gedanken über seine Marke Schwarzkopf machen, unter der weltweit zahlreiche Haarkosmetikartikel vertrieben werden. Und das schwarze Loch? Es wird Zeit, dass wir auch darüber reden. Ausgerechnet so ein universales Monster als schwarz zu bezeichnen und somit eindeutig rassistisch zu konnotieren, darauf konnte doch nur der weiße Mann kommen.

Die Berliner Sprachanalytikerin Antje Lann Hornscheide schrieb einmal: "Das deutsche Grundbild ist weiß." Es stehe für richtig, gut und sauber. Schwarz sei dagegen stets negativ besetzt, etwa in schwarzsehen, schwarzmalen, oder auch schwarzfahren. Dies werde in der deutschen Gesellschaft unterschwellig auch auf Menschen übertragen.

Stimmt. Sagte ich nicht bereits, schwarz wie die Nonnen und Pfarrer, dieses asoziale schmutzige Pack? Und der Kaminfeger? Hmm? Alice Schwarzer? Schwarzenegger? Ich bitte Sie - alles Namen und Personen mit rassistischem Bezug.

Spontan muss ich über die Weißwurst nachdenken? Es grenzt für mich geradezu an ein Wunder, daß die Weißwurst nicht Schwarzwurst genannt wurde. Denn laut der Geschichte wurde die Weißwurst 1857 in München durch das „Missgeschick“ eines Metzgergesellen erfunden. Er wollte eigentlich Bratwürste herstellen und da ihm die richtigen Bratwurstdärme fehlten wurde die Wurstmasse in dünnere Saitlinge abgefüllt und damit die Würste in den dünnen Därmen nicht platzten wurden sie für einige Minuten in kochendes Wasser gelegt. Das Ergebnis nannte man im Volksmund dann die „Missratenen“, die das 12-Uhr-Läuten der Kirchenglocken nicht hören sollten. Ich meine, das waren doch die besten Vorraussetzungen um diese Würste Schwarzwürste oder Mohrenschwänze zu nennen?

Und der werte Leser ahnt es vielleicht bereits. Nach der Muttermilch, der Muttersprache und der Schraubenmutter muss ich nun auch noch die Rabenmutter ins Wort-Spiel bringen. Ob ich an einem Mutterkomplex leide? Nun, das liegt nahe, steht hier aber nicht zur Debatte.

Dafür jedoch neuerdings sogar der Begriff des Flüchtlings, der unter dem Verdacht steht, ganz bewusst abschätzig wirken zu wollen. Besonders sensible Sprachgenossen sind der Ansicht man würde den Begriff Flüchtling sofort mit negativen Begriffen wie dem Eindringling, dem Sträfling, oder dem Emporkömmling verbinden.

Aus diesem Grund schlage ich nun auch einen völlig neuen Begriff vor – nennen wir ihn doch zukünftig „den Kümmerling“. Dieser Begriff hat auch gleichsam sowas wunderbar Vieldeutiges. Im Sinne von „sich Kümmern“ und „gemeinsam Alkohol konsumieren“. Also in Gemeinschaft einen heben und ja, ein Kümmerling tut schließlich auch gut. Er wärmt, hinterlässt ein wohliges Gefühl im Magen, hilft beim Verdauen und er hat ja fast schon was, von einer wohltuenden Medizin im Volksmund.

Die Linguistin Elisabeth Wehling meint in einem sehr lehrreichen Interview in der Zeit dazu : „Allein schon das Wort Flüchtling. Das ist ein Frame, der sich politisch gegen Flüchtlinge richtet.“ Wer im Netz dazu weiter recherchiert wird feststellen , daß stattdessen besonders schlaue Menschen längst über das Wort Geflüchtete nachdenken, das eher positive Konnotationen erlaubt wie Geliebte, Gelehrte und Gesuchte.

Aber selbst bei diesen Vorschlägen lassen sich die sensiblen Geister und Kritiker nicht verstummen. Sie sehen in dem Begriff „Geflüchteter“ eine deutliche Flucht-Fokussierung. Dadurch lege man einem Menschen automatisch eine Opferrolle zu aus der er kaum noch herauskommt, anstatt ihnen ein eigenständiges Handeln zuzugestehen. Und so findet so mancher von ihnen den Begriff „Ankommende“ für äußerst gelungen und das ist kein Witz!

Da bleibe ich doch lieber bei meinem Kümmerling. Denn er vereint zwei Dinge. Das aktive und gleichsam auch passive „sich darum kümmern“. Es gibt immer einen der sich kümmert und einen um den man sich kümmert. Und so wird der Flüchtling im Kümmerling auch zu einem, der sich um uns und um unsere Gesellschaft kümmert und um unsere Werte. Und wem das trotz der bereits erwähnten positiven Konnotation im Bereich der „Medizin für den Körper und sogar eine Gesellschaft“ negativ im Magen aufstößt , für den setze ich gerne noch einen drauf.

„Der Reisende!“ Ja, lassen Sie sich das bitte in aller Ruhe auf der Zunge vergehen. Der Reisende. Das klingt doch ungemein positiv. Denn Reisende soll man nicht aufhalten. Reisende kommen an und kehren wieder heim. Sie verweilen meist nur kurz an einem Ort. Sie kommen aus freiem Willen und Interesse an der Kultur oder dem Klima. Sie verfügen über ein gewisses Reisebudget und leisten einen Beitrag zum Aufbau der heimischen Infrastruktur und sie sorgen sogar für zusätzliche Arbeit.

In diesem Sinne schließe ich vorerst meine Gedanken zu diesem sehr spannenden Thema und empfehle mich als einfacher, kreativer Geist allen führenden Wissenschaftlern und weisen Staatsmännern. Gerne stell ich meine ganze Sensibilität und Kreativität der Gesellschaft zur Verfügung, damit wir endlich von der manipulativen Sprach-Gewalt befreit werden.

Wie wäre es, wenn wir gleich mit dem hier anfangen: „Vater unser“ ?

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