Die einen wollen durch das Tor Gottes. Den anderen reicht das Fussballtor.
Ist es Zufall oder will uns das Universum etwas damit sagen? In Rom strömen die Massen zur Leiche Benedikts und in Brasilien zur Leiche des Fussball-Gottes Pelé.
Sie nennen es Totenwache. Ich persönlich kann diesem Kult nichts abgewinnen. Mir erscheint das fast wie Leichenfledderei, weil man dem Toten für mein Gefühl dadurch keine Ehre erweist, sondern ihnen die Würde. Sie werden ausgestellt wie eine Ware oder ein Kunstwerk.
Tote werden einer emotional aufgeladenen Masse
präsentiert, so wie das neueste iPhone einer fanatischen Apple-Gemeinschaft.
Noch absurder erscheint mir diese Zurschaustellung angesichts der Tatsache, dass der moderne Christ diese Totentwache kaum noch in seine eigenen vier Wänden vollzieht. Mama und Papa, Oma und Opa werden in der Regel ziemlich schnell entsorgt. Der offene Sarg und die Verbaschiedung der Familie vom Verstorbenen, kennt man doch nur noch aus Mafia-Filmen.
Und selbst wenn, der ein oder andere in streng katholischen Gemeinden und Familien diese Tradition zu Hause noch pflegen sollte, so unterstreicht das nur meine Meinung: Es sollt Privatsache bleiben.
Aber nein. Die Massen brauchen das und die Interviews mit den Teilnehmern an diesem Massen-Event zeigen mir einmal mehr, die Masse ist albern und dumm. Das Individuum neigt in der Massenseele schlichtweg zur Hysterie, zum Drama, zur Übertreibung und zu einer meist würdelosen Zurschaustellung des eigenen, selbstsüchtigen und primitiven Egos.
Und so zieht eine von Emotionen übermannte,
hirnlose Masse, still und leise, weinend und sich bekreuzigend, an einer Leiche vorbei und findet darin Trost, ihr Seelenheil oder irgendein anderes wohltuendes Gefühl, das, ich gebe es zu, mir fremd ist.
Ich verspüre nur Ekel, allein schon bei den Bildern im Fernsehen.
Ich bin kein Gläubiger.
Liegt es daran? Ich kann auch geniale Sportler nicht vergöttern. Mich kann zu Lebzeiten kein Mensch derart in den Bann ziehen, dass ich mit Zigtausenden zusammen an seinem Sarg von ihm Abschied nehmen müsste. Selbstverständlich habe ich Pelé begeistert zugeschaut und
seine Fussballkunst bewundert. Für Benedikt hatte ich hingegen keinerlei Sympathie. Das liegt an seiner Kirche. Die verbrecherische Geschichte dieser Kirche, ihre Menschenfeindlichkeit und
ihr Hass gegen Andersdenkende (zuletzt gegen Ungeimpfte und Pazifisten)
kann man als Humanist unmöglich mögen. Das können nur Menschen, die sich selbst nicht lieben und die sich selbst fremd sind und es zu Lebzeiten bleiben.
Ich wünsche den Beiden, dass sie in Frieden ruhen und uns allen wünsche ich, dass sie aus ihrem Frieden heraus vielleicht ja doch noch viel Gutes auf dieser Erde verrichten können. Also das Gegenteil von dem was die Masse der Christen und viele andere Gläubigen auf Erden auszeichnet, die leider nur wenig Erhabenes, Göttliches oder wenigstens zutiefst Menschliches zu Lebzeiten vollbringen.