Ich habe nicht mehr alle Latten am Zaun

Und ihr so? Reisst mal ein paar Latten aus und verlasst euer Gehege.
Ob Du es glaubst oder nicht. Jeder von uns, auch die, die glauben, sie seien im Besitz der Wahrheit, sie hätten das Spiel durchschaut und wüssten ganz genau, was abgeht, laufen Gefahr, sich zu sehr abzugrenzen und nur noch ihr eigenes Feld zu beackern. Wo führt das hin? Ich werde es nicht erfahren, da ich Zäune schon immer lieber einreisse, als sie aufzubauen, neu anzustreichen und zu reparieren.
Ich verweise hier auf die gute Vera Birkenbihl, das Universum habe sie selig, mit einem kurzen Videoausschnitt. Wir allen kennen ja den Ausspruch "Der hat doch nicht mehr alle Latten am Zaun". Wir wissen auch was damit gemeint ist. Oder?
Ich habe schon lange nicht mehr alle Latten am Zaun.
Mit diesen Worten hatte ich mich früher oft bei anderen humorvoll "verteidigt", bzw. erklärt, die mich noch nicht kannten und die ich mit meinem Verhalten gelegentlich irritierte. Sie merkten meist schnell, wenn sie nicht gerade ein dickes Brett vor dem Kopf hatten, was ich damit meinte. Das half jedoch nicht, mich bei ihnen beliebter zu machen. Ganz im Gegenteil.
Aber, "Ich und beliebt sein wollen?" Das war noch nie eine passende Option in meinem Leben. Seltsamer Weise hat mich diese Einstellung nicht komplett vereinsamt und ich habe es dennoch anderen Menschen ermöglicht, mich zu mögen und mit mir Freundschaft zu schliessen.
Glück gehabt. Ich folge bekanntlich seit langem einigen
prominenten Schwurblern und Widerstandskämpfern gegen den Wahnsinn unserer Zeit. Einige von ihnen sind an einem ähnlichen Punkt angekommen, wie ich vor einigen Wochen. Sie sagen es und schreiben es. Es geht ihnen die Kraft aus,
die Hoffnung verlässt sie und sie haben immer mehr Bedenken, ob es noch Sinn macht was sie gerade tun.
Diese Frage kann sich jeder nur selbst beantworten. So wie ich in meinem vorletzten BlogPost und den anderen davor (auf die ich ja darin verweise). Es ist eine seriöse Frage. Eine extrem wichtige. Eine Frage, deren Beantwortung mit durchaus bedeutsamen Folgen verbunden ist. Die Antwort kann einem niemand abnehmen und sie sollte auch nicht vom Zuspruch anderer abhängig sein, sondern nur von dem, was die eigene Stimme, der eigene Bauch oder die eigene Seele (und von mir aus auch alle zusammen) einem sagen.
Ist mir dieses "l.atten-Video" heute morgen rein zufällig vor die Nase gefallen?
Allein der Zeitpunkt. Gerade jetzt? Ich werde es nie erfahren. Aber ich musste schon
fleissig Schmunzeln. Es war, als ob mir das Universum sagen wollte: "Lieber Sven, das wäre doch vielleicht eine schöne erste Botschaft
an die, die Dir auch weiterhin folgen wollen, auch auf Deiner neuen Reise durch diese wahnsinnige Zeit.
In diesem Sinne. Was haltet ihr davon? Geht doch mal tief in euch hinein und
schaut dort nach dem Zaun,
der euch umgibt. Wovor schützt er euch? Wen und was soll er
abhalten?
Welches Signal setzt ihr damit? Kommt ihr selbst noch über den Zaun, oder durch den Zaun hindurch? Sind die Latten vielleicht brüchig und habt ihr nicht Bock, sie einzutreten
oder gar den
ganzen Zaun abzureissen?
Wie auch immer. Es ist Dein Zaun. Es sind Deine Latten. Nur Du alleine weisst, ob er Dich beschützt oder einengt.
„Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen »Dies gehört mir« und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wieviel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: »Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört«.“
- Jean-Jacques Rousseau -


