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dersven • März 17, 2021

Mit Sprache beginnt es . Verseuchte Wörter sind oft tödlicher als Viren.

Wer erinnert sich nicht an die unsäglich peinliche Söder-Sitzung, in der der fränkische Sonnenkönig einige der Hassbotschaften vorlas, die man ihm mit weniger freundlichen Grüßen zugesendet hatte. Herr Söder - ein Opfer? Nicht etwa auch Täter? Und typisch für einen Narr-Zisten, wie ihn, komplett ohne Bodenhaftung und abseits jeglichen Erkenntnisraumes von Ursache und Wirkung.

Als ob es Her Söder sei, den es zu beschützen gilt. Als ob es der Staat sei, der bedroht ist. Als ob es die Polizei wäre, die um ihr Leben fürchten muss und als ob die freie Gesellschaft wirklich gefährdet sei. Lächerlich.

Wenn hier einer bedroht wird, dann bin ich es. Von Politikern, dem Staat, der Polizei und der Gesellschaft, die mich täglich diskriminiert. Ich gebe zu. Ich denke derzeit fast Tag und Nacht darüber nach, was Politiker und Medien in Deutschland so über mich denken und wie sie mich in der Öffentlichkeit mit ihrer Worten diffamieren. Nein - diskriminieren.

Sogar ein liberaler Demokrat, nicht minder der Vorsitzender der FDP, in Worten "Freie Demokratischen Partei", meinte vor einiger Zeit, ich sei ein „Gefährder". Bislang kannte ich diesen Begriff in der politischen und öffentlichen Debatte ausschließlich im Zusammenhang mit der Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus. Und nun soll ausgerechnet ich - ein bekennender Agnostiker - ein Gefährder sein?

Auf Wikipedia lese ich dazu unter anderem das

Als Gefährder werden in Deutschland im Recht der Gefahrenabwehr solche Personen bezeichnet, die weder Handlungs- noch Zustandsstörer sind, bei denen aber „bestimmte Tatsachen die Annahme der Polizeibehörden rechtfertigen, dass sie Straftaten von erheblicher Bedeutung, insbesondere solche im Sinne des § 100a der Strafprozessordnung (StPO), begehen“ werden.

Bekannt wurde der Begriff durch den damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble in einem Spiegel -Interview vom 7. Juli 2007, [4] in dem er gesetzliche Grundlagen zur restriktiven Behandlung solcher Gefährder forderte, Gefährder sollten wie Kombattanten nach dem Kriegsvölkerrecht behandelt und interniert werden. Die Rechtsgrundlage entspreche etwa dem Unterbindungsgewahrsam , mit dem Hooligans aus dem Verkehr gezogen würden. [5]

Bundesinnenminister (2011–2013) Hans-Peter Friedrich (CSU) umriss den Begriff folgendermaßen: Gefährder seien „Personen, bei denen Tatsachen die Annahme rechtfertigen, dass sie erhebliche Straftaten begehen könnten“, was auch einen Anschlag mit einschließe.

So. So. Und derart gefährlich soll ich also sein? Ich frage mich wieso?

Es ist mir schon klar, daß Herr Lindner und Menschen, die wie er denken, mich nicht als islamistischen Terroristen einstufen. Aber diese Begrifflichkeit, diese bewusste oder unbewusste, Wortwahl irritiert mich nicht nur, sie macht mir sogar gehörig Angst. Und ich kann und will es so nicht so stehen lassen. Es zu ignorieren, nach dem Motto "Schwamm drüber", der meint es ja nicht so, erscheint mir noch gefährlicher.

Als Werbetexter weiß ich, was man mit Sprache erreichen kann. Und vor allem mit Botschaften und Begriffen, die man permanent wiederholt. Man sagt gerne, ein Bild sage mehr als tausend Worte, aber in der Geschichte waren es meist die Worte, die zu Taten führten.

Und so frage ich mich, welche Gefahr sieht man nur in mir? Und wie sieht dann wohl die Gefahrenabwehr aus?

Zu meinem Risiko-Profil: Ich bin über 50 und seit gut drei Jahren war ich kaum beim Arzt. Ich esse recht ausgewogen, bewege mich viel und versuche gesund und bewusst zu leben. Die meisten Krankheiten, Entzündungen, allergischen Reaktionen und selbst größere Verletzungen lasse ich in der Regel von alleine ausheilen, ohne medizinische Intervention, und wenn es mich zum Arzt treibt, dann ist das eher der Ausnahmezustand und es geht mir dann wirklich schlecht. Ansonsten bin ich ein recht friedlicher Mensch, Harmoniebedürftig und leider oft zu emphatisch. Ich neige zur Selbstkritik, nehme mich eher zurück und freue mich, wenn es Menschen um mich herum gut geht.

Welche Gefahr geht also von mir aus? Was meint Herr Lindner nur?

Ansteckungsgefahr? Es kann doch nur die Ansteckungsgefahr sein. Und nun frage ich Euch. Bin ich hier der Gefährder oder sind es vielleicht doch eher Menschen wie Herr Lindner? Leiden diese Politiker und Wissenschaftler, die Virologen, Mediziner und die vielen Journalisten nicht an einer Art Geisteskrankheit, die hochgradig gefährlich für Staat und die Gesellschaft ist?

Ich befürchte man kann es nicht nur damit erklären. Es steckt noch etwas mehr dahinter. Ich bin mir fast sicher - es ist Kalkül. Es wird bewusst mit Sprache diskriminiert. Während man sich in den Medien den Luxus leistet über das N-Wort und das Gender-Sternchen zu palabern, werde ich selbst fast jeden Tag irgendwo Opfer einer brutalen sprachlichen Gewalt, die mich als gesunden Mensch diskriminiert.

Der Begriff Gefährder würdigt mich nicht nur in meinem Wesen herab, er verletzt nicht nur meine Würde, nein, es ist viel schlimmer . Die Bedeutungsassoziation führt in Zeiten einer Pandemie automatisch dazu, daß man mich unterbewusst als ein Subjekt ansieht, von dem alleine nur aufgrund meiner natürlichen Fähigkeit des Ein- und Ausatmens, eine tödliche Gefahr ausgeht.

Frei nach Descartes: Ich atme, also gefährde ich.

Wer sich dieser Sprache bedient, dem geht es natürlich in erster Linie um Diskurshoheit. Und man weiß, daß in der Regel diese Diskurshoheit von denen angestrebt wird, die selber nicht so leicht diskriminiert werden können. Die, die sich sicher fühlen, hauen am liebsten auf andere drauf. Und dazu gehören dieser Tage die vielen Virologen, Mediziner, Politiker und die Journalisten, die ihnen zuarbeiten. Sie alle sind sogar der Meinung, sie hätten die moralische Überlegenheit und ein Recht dazu, über andere hinweg zu entscheiden, wie über sie gesprochen werden sollte, vor allem mit welchen abgrenzenden und abwertenden Begriffen und mit welchen diffamierenden Inhalten.

Es ist bekannt, daß viele Menschen ihre eigene Identität aus der Herabwürdigung anderer beziehen. Und genau das geschieht gerade nicht nur bei Politikern, sondern in einer breiten Schicht der Bevölkerung, die aktuell mit ihrer, durch die Medien angeheizten, sprachlichen Dominanz über Minderheiten und Menschen wie mich erbarmungslos herfallen.

Aluhutträger. Covidiot. Schwurbler. Leerdenker. Jetzt auch noch Impfverweigerer und Gefährder.

Ich habe Angst, das das normal wird. Das Gesetz der Wiederholung führt dazu. Man redet auch von der "Normalisierung des Ungeheuren durch Wiederholung". Ein Markenzeichen totalitärer Systeme. Und dann lese ich das hier und denke mir, zum Teufel nochmal was habe ich plötzlich mit dem Flüchtling gemein?

Zitat: „Das, was wir jetzt sehen ist, dass eine Qualität, die auch schon einmal da war, in der Geschichte schon mehrmals da war, dass die sich jetzt wieder Bahn bricht im politischen Diskurs, etwas, woran wir in den letzten Jahrzehnten zumindest nicht mehr gewöhnt waren, und das führt dazu, dass plötzlich Menschen sich bestätigt fühlen können, dahingehend, dass man all diese Dinge über andere Menschen ja sagen darf, dass es zum Beispiel völlig legitim ist, dass man egal bei welchem Thema und egal worum es geht immer wieder sagt, die Flüchtlinge sind schuld, und das Wort Flüchtling selber, das im Prinzip eigentlich neutral ist, damit so negativ auflädt, dass man den Menschen kaum noch neutral gegenübertreten kann.“

https://www.deutschlandfunk.de/diskriminierende-sprache-es-gibt-leute-die-wollen-einfach.694.de.html...

Der Querdenker ist Schuld. Der Gefährder ist Schuld. So lesen wir es doch heutzutage schon in vielen Medien. Diese Botschaft wird den Menschen wieder und wieder in den Kopf gehämmert. Der Reisende ist Schuld. Der Feiernde ist Schuld. Der Nachbar ist Schuld. Auch Kinder sind Gefährder.

Und es sind genau diese Denkmuster, die aktuell von den Massen-Medien der Masse eingetrichtert werden. Kein Wunder wenn dann selbst friedliche Menschen, denen ich eigentlich bislang völlig egal war, plötzlich der Ansicht sind, ich würde sie gefährden.

Wenn Medien, die Sprache einen Herrn Lindner aufgreifen und tausendfach wiederholen, dann werden Menschen wie Du und ich automatisch mit Infektionskrankheiten, mit Tod bringenden Viren und mit Lebensgefahr durch Ansteckung in Verbindung gebracht. Gesunde Menschen werden automatisch zur potentiellen Bedrohung.

Jeder Mensch könnte folglich ein Superspreader sein und erst die Impfung befreit ihn von dem Verdacht.

Und je öfter der Begriff Gefährder in Zeiten der Pandemie wiederholt wird, um so weniger schockiert es die Masse. Um so weniger machen sie sich Gedanken, was da eigentlich an Unerhörtem und an unmenschlicher Diskriminierung über mich gesagt wird.

Das aber ist die vielleicht viel größere Gefahr. Die Normalisierung des Ungeheuren. Durch dieses ständige Wiederholen und das ständige „sanktionsfreie Wiedergeben“ dieser teilweise, durchaus an den Faschismus erinnernden Sprachmuster. Und schon ist man wieder bei Hannah Arendt und der „Banalität des Bösen“.

Daher müssen wir alle, die wir uns davon betroffen fühlen, mit aller Deutlichkeit und aller Macht dagegen halten, die wir haben. Wir können es nur mit Sprache. Wie sonst? Wir können es nur, in dem wir jeden einzelnen sofort deutlich ermahnen und im Rahmen unsere Möglichkeiten sanktionieren, der so spricht.

Denn um es ganz klar zu sagen - ich bin kein Gefährder!

Es gibt Soziologen und Sprachwissenschaftler, die sagen : "Wenn Menschen aus ethnischen, sexuellen oder religiösen Gründen systematisch benachteiligt oder herabgewürdigt werden, handelt es sich um Diskriminierung."

https://www.moment.at/story/diskriminierung-durch-sprache-warum-ich-meins-nicht-so-nicht-gilt

Ich denke es kommt aktuell eine neue Dimension dazu, die Benachteiligung des Menschen aus gesundheitlichen Gründen. Denn was passiert gerade? Menschen wie ich werden automatisch der Gruppe der Gefährder zugeordnet. Einer Gruppe, die mit entsprechenden Vorurteilen behaftet ist. Dieser verallgemeinernde Sprachgebrauch führt zu Empathie-Mangel und fehlender Solidarität. Im schlimmsten Falle führt es zur Ausübung von Gewalt gegen sie.

Dehumanisierende und dämonisierende Entwertungsmetaphern sind charakteristisch für autoritäre und totalitäre Systeme und ich befürchte die Politik und Wissenschaft in dieser Pandemie führt uns genau in diese Richtung. Auf einen komplett falschen Weg des Bösen und nicht etwa zu dem, was der Mensch eigentlich auch sein kann: Ein liebendes, mitfühlendes, mutiges, friedliches, wissendes und würdevolles Wesen; gerade in einer Pandemie.

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