Deutschland im Würgegriff der einst kleinen Gören.

Ich wollte es beim ersten Mal nicht glauben. Doch gerade habe ich es zum zweiten Mal gehört. Ein weiterer Freund meinte, dass es bereits Wohnviertel und Hausgemeinschaften gibt, in denen sich Haus- und Blockwarte berufen fühlen, die Bewohner und Nachbarn zum Gas- und Stromsparen anzuhalten.

Typisch Deutsch? Aber sowas von!  Was ist das nur für ein widerliches Gen in uns, denke ich, und denke etwas verwegen, ob CRISPR-Cas9 vielleicht doch so seine Vorteile haben könnte.

In der FAZ soll ein Artikel erschienen sein, in dem man u.a. empfiehlt, seine Freunde beim Besuch darauf hinzuweisen, dass sie doch bitte sofort die Heizung aus Solidarität herunter stellen sollen, falls deren Bude, so wie früher, ordentlich geheizt sei. Was kommt noch?  Socken-Stricken gegen Putin? Doppelte Pullover und lange Unterhosen tragen für den Frieden?

Erkläre das mal "meinem" Spanier. Der bekommt derart einen Lachanfall, dass er kaum noch Luft bekommt und schliesslich bewusstlos, kopfüber in seine Gas betriebene Paella-Pfanne plumpst.

Spanien hat gerade seine Gasorder aus Russland verdreifacht. Das weiß auch kaum ein Deutscher, oder? Was ist nur los in meiner alten Heimat? Dieses Land, in dem nach Braun und Rot nun Grün die Farbe der totalen Massenverblödung und Zerstörung eines Landes ist, bringt immer wieder reihenweise Menschen hervor und leider auch an die Macht, die wir schon in der Schule verachtet und verkloppt haben.

Diese strebsamen Klassenbuchführer, Petzen und schleimigen Typen, die ihren Kopf tief in die Gedärme der angeblichen Autoritäten steckten, deren Köpfe wiederum in anderen Gedärmen nach Anerkennung suchen, die ebenso...und so weiter...eine never endig Scheiss Story  halt.

Kennt ihr noch den TV-Spot? Ohhhh...wie hatte ich diese Werbung gehasst. Als hätten meine damaligen Kollegen nicht längst den Vogel mit "Geiz ist geil" Kampagne abgeschossen, setzten sie mit dem LBS Bausparkassen-Spot noch einen weiteren vergifteten Taubenschiss oben drauf.

"Du Papa - wenn ich groß bin, will ich auch mal Spießer werden!"  (Ich kann auf diesen Spot nicht verlinken. Das verbietet mir mein Ehrgefühl)

Schlimmer als der Spot war nur die Begeisterung dafür. "Gebt ihnen Hormone, die das Wachstum verhindern", hatte ich damals unter Kollegen gesagt und sehr wenig Zuspruch geschweige denn Akzeptanz erfahren. Und wenn mich jemand fragte, "Kennst Du diesen lustigen Spot mit dem kleinen Kind...ist der nicht süss", pflegte ich zu antworten: "Seit dem Spot denke ich nur noch ans Auswandern."

Nun. Das hatte ich dann ja zu Glück auch getan. Und während die ausgewachsenen Spiesser Deutschland im Würgegriff halten und im Herbst und Winter ihre Heizung runter drehen und kalt Duschen, werde ich wahrscheinlich bei angenehmen 22 oder 24 Grad erstmal die Gasflasche aufdrehen und die Paella-Pfanne zum Glühen bringen. Es sei denn, wir werden aus Solidarität zu Deutschland dazu gezwungen sein, den Holzkohlegrill anzuschmeissen. 

In diesem Sinne hoffe ich, dass Spanien auch in Zukunft seinen eigenen Weg weitergeht. Wäre schön. Sicher ist es nicht. Aber ich habe meine Träume, u.a. auch den, dass ich doch noch einmal einen Werbefilm machen kann: Für das Land, in dem ich mich, bis heute immer noch so wohl fühlen kann, wie nirgendwo zuvor.

Mein Film ginge dann in etwa so: Wir sehen eine frierende, völlig ausgemergelte deutsche Familie am Küchentisch. Man sitzt da in dicken zerzausten Jacken und ungewaschenen, fettigen Haaren und isst Rohkost. Der Vater bekommt einen Anruf auf sein Smartphone. Die Mutter fragt: Wer ist das?". Der Vater antwortet genervt: "Juan aus Sevilla." und er nimmt den Anruf an. Wir sehen Juan auf einer grossen Terrasse, mit einem leichten T-Shirt, schwitzend und lachend vor einer grossen Paella-Pfanne stehen. Im Hintergrund hören wir Musik und sehen Menschen an einem Pool tanzen und Party machen."  Die kleine Tochter fragt ihren Papa überrascht: "Papa, wer sind die?" Und ihr Vater antwortet nur, mit leicht verächtlichem Unterton: "Das sind Spanier". Daraufhin antwortet seine Tochter.

 "Du Papa – wenn ich gross bin,  will ich auch Spanier werden".

Hasta luego.