Ein sehr umstrittener Tag.

Ein Gastkommentar von dem umstrittenen Mitdenker Nakoa Alastair.
Ich stand auf und fühlte es sofort. Es sollte wieder ein sehr umstrittener Tag werden. Ich ging ins Bad und sah im Spiegel meine umstrittene Person. Nach der morgendlichen Dusche mit einem umstrittenen Shampoo eines umstrittenen Grosskonzerns, machte ich mir einen Kaffee aus umstrittener Produktion und setzte mich gleich an meinen Rechner, auf dem ich schon viele umstrittene Posts geschrieben hatte. Ich las Nachrichten von umstrittenen Medien, Journalisten, Ärzten und Wissenschaftlern und verfasste ein paar umstrittene Kommentare.
Im Laufe des Tages begegnetet ich vielen Menschen, bei denen ich mich fragte, ob die vielleicht ja auch so
umstritten waren wie ich? Der Busfahrer dort, der in einem umstrittenen Bus sass, war er auch
so umstritten? Der Kellner? Die Angestellte in der Apotheke und in dem Schuladen vielleicht ja auch, in dem ich für meinen Sohn ein paar viel zu teure Sportschuhe kaufte. Eine Sache, die in meinem Umfeld durchaus umstritten war, da man seine Kids nicht zu früh an den irren Marken-Hype gewöhnen sollte.
Am Abend dachte ich bei einem
umstrittenen BBQ
darüber nach wie viele umstrittene Menschen ich mittlerweile doch kannte
und wieviele durchaus prominente, extrem gebildete Menschen darunter waren. Angesichts ihrer Vita und ihrer Lebensleistungen fühlte ich mich selbst im Vergleich zu ihnen völlig unumstritten. Aber selbst in meiner kleinen, intellektuell bescheidenen Welt konnte ich diese Eigenschaft nicht mehr für mich geltend machen. Untere Freunden, Bekannten und ehemaligen Kollegen galt auch ich nach wie vor als sehr umstritten..
Als ich dann vor dem Einschlafen diese Interview noch sah, war ich wieder stolz auf mein umstrittenes Wesen. Denn wer will nicht in guter Gesellschaft mit solch umstrittenen Persönlichkeiten sein?


