s • 10. November 2021
"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral."

Das hatte der gute, alte Brecht gesagt.
Natürlich. Es gibt sicherlich auch Ausnahmen. Aber findet die doch erstmal. Mag ja sein: Da sitzen vielleicht ein paar Gurus irgendwo in einem Erdloch in Indien und sind am meditieren. Finde ich klasse. Aber die Mehrheit der Menschen fragt sich doch eher angesichts einer heiligen Kuh, die in Indien frei über die Strasse läuft: "Wie kann man nur so verschwenderisch mit Lebensmitteln umgehen?"
Was ist schon Moral? Was sind moralische Werte? Was ist schon die Würde des Menschen? Also dieses Wort, was vor langer Zeit von einer längst ausgestorbenen Kriegsgeneration im 1. Artikel des Grundgesetzes verankert wurde? Noch vor der Freiheit!
Würde, Würde was 'ne Bürde! Oder, was 'ne Hürde?
Ja, ich sollte mich zurücknehmen. Wer bin ich schon, ich selbsternannter individueller Intelligenzbolzen angesichts des meinungsgebenden, medienmanipulierten und recht verblödeten Massen-Menschen?
Was ist bitte schon meine eigene, kleine Würde wert
, wenn es um die grosse Gesundheit eines 66 jährigen Kettenrauchers, eines 50 jährigen alkoholkranken Lehrers oder einer 70 jährigen schwer übergewichtigen Dame geht, die seit Jahrzehnten Woche für Woche ein halbes Schwein verputzt und kiloweise Zucker in ihren leckeren Sahnetörtchen verschlingt? Ja - diese Menschen haben es verdient, vor mir geschützt zu werden.
Was ist schon moralisch daran verwerflich, wenn mich ein kurzatmiger Fettwams aus der Regierung
oder ein empathieloser, ausgemergelter Pharma-Lobbyist aus dem Bundestag
beschimpft und mich diffamiert, weil ich auf mein freiheitliches und würdevolles Leben, selbst in schweren Zeiten, bestehe?
Ich musste neuerdings erst wieder darüber denken: Wieviele Songs und wieviele Sonntagsreden über die Freiheit haben wir in unsere Jugend gehört? Wieviele der Sänger, Songschreiber und Sonntagsredner beschmutzen ihre eigenen Texte von damals mit ihren Aussagen und Handlungen von heute? Es zeigt sich deutlich, dass Freiheit für viele keinen wahren Wert hat
. Also keinen Waren-Wert. Solange es genügend Euros für Pizza, Netflix, Amazon-Prime und all den Konsum-Mist gibt lassen sich die paar Freiheiten doch wunderbar relativieren.
Und wenn es irgendwo in Unfreiheit besseres Brot und bessere Spiele
gibt, wieso sollte man dann für die Freiheit kämpfen? Was für einen Wert hat das?
Soziale Sicherheit in Unfreiheit geniessen. Wer will das nicht?
Und so stehen sie an vor unseren Grenzen. Nicht auf der Suche nach Freiheit und Moral. Nein - auf der Suche nach einer warmen Zelle mit TV und Internet, geregeltem Essen und kontrolliertem Ausgang . Was brauchen die Menschen schon mehr?

Und so ziehe ich mich seit Wochen an der eigenen Brustbehaarung immer weiter raus aus dem Sumpf der menschlichen Verkommenheit und in mich zurück. Nicht ins Schneckenhaus, sondern in die unendliche Leere, die zwischen all meinen Atomen pulsiert, die dort Tango, und Salsa tanzen. Den Rhytmus hab ich durchaus im Blut. Die Schritte aber nicht im Kopf. Das kann ja heiter werden.

Als Pazifist schlage ich daher folgenden Kompromiss vor. Bewaffnen wir die Zivilbevölkerung und wenn der Russe vor der Tür steht, dann kann jeder selbst entscheiden, ob er seine Familie verteidigen oder den Russen auf ein Gespräch und ein gemeinsames Essen in sein Haus an seinen Tisch einladen will.

Viele Menschen haben die Verbindung zum ihrer Seele komplett verloren. Ein höheres Bewusstsein scheint ihnen völlig fremd, denn Medien, Politik, Schule, Uni und auch Religion treiben ihnen das aus. Sie sollen funktionieren und im Dienste des Kollektivs stehen, das von einer kleinen Elite beherrscht wird. In den USA jubeln sie ihr gerade zu.