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dersven • Jan. 11, 2024

Ich bin antikolonial. Ich turne.

Warum fremde Kulturen ausbeuten? Das haben wir Deutsche doch gar nicht nötig.


„Kulturelle Aneignung“? Das ist mir ja schon seit längerem als ein spätkoloniales Fehlverhalten bekannt, das nicht nur den Deutschen zugesprochen wird. Aber der Vorwurf „Kulturelle Ausbeutung“ ist komplettes Neuland für michIch vernahm dies zum ersten Mal aus einem Beitrag im Tagesspiegel, den ich jedoch nicht - das Universum bewahre mich - käuflich erworben habe. Ich las also nur die ersten Zeilen, denke aber dass das auch schon genug war.


Was soll ich sagen? Ich sage DANKE. Ich kann dem Tagesspiegel und der Yoga Lehrerin Sangeeta Lerner nicht ausreichend danken. Ich frage mich nur, ob sich Sangeeta nicht mit ihrem Nachnamen selbst der „Kulturellen Aneignung“ verdächtig macht, immerhin ist dies ein deutscher und englischer Nachname? Was soll’s. Mein Dank ist so gross, dass ich mich mit derartigen Kleinigkeiten nicht aufhalten will. Denn ob Du es glaubst, lieber Leser, oder nicht, die gute Frau spricht als Ausländerin in Berlin das aus, was ich als Deutscher in Deutschland nirgendwo sagen könnte, ohne Gefahr zu laufen, ideologisch verblendet als Rechts-Nazi-Rechtsextrem diffamiert zu werden. Ja, Leute. Sie hat Recht. Es geht doch gar nicht, dass wir Deutschen uns der uralten indischen Philosophie und Dehnkunst ermächtigen und daraus auch noch Bier-Yoga, Wein-Yoga oder Hunde-Yoga machen.


Schon vor über 5000 Jahren versuchten die Inder mit Yoga das menschliche Leiden zu überwinden und einen friedvollen und gleichmütigen Geist zu kultivieren. Und so nehme ich diesen Artikel dankend zur Kenntnis und postuliere als Deutscher, der grundsätzlich die kulturelle Aneignung und Ausbeutung massiv kritisiert, ein ehrliches Besinnen auf den traditionellen urdeutschen Sportsgeist und den Begründer Friedrich Ludwig Jahn, auch als Turnvater Jahn bekannt. Als bekennender Anti-Kolonialist fordere ich die nationale Rückbesinnung wenn es darum geht, Geist und Körper in Einklang zu bringen. Friedrich Ludwig Jahn rief den ersten öffentlichen Turnplatz ins Leben. Und der Legende nach war es sein Ziel, Deutschland von Napoleon zu befreien. Ein sportliches Ziel, das uns heute, angesichts der Gefahr die uns von Putin aus droht, ein wahres Vorbild sein sollte.

Turnen für Deutschland. Gegen Kolonialismus, Imperialismus und Putin und für die Befreiung Deutschlands von USamerikanischen Interessen. Wow. Diese Bewegung ist nicht nur woke, sondern hat noch eine klare Vision. Turnvater Jahn war Pädagoge, nationalistisc

her Publizist und Politiker. Seine deutsche Turnbewegung war mit der Nationalbewegung verbunden und sollte die deutsche Jugend fit machen für den

Kampf gegen Napoleon. Erkennt ihr die Parallelen zum Yoga? Im Ergebnis sollte das Turnen auch Leiden überwinden, jenes der Deutschen unter der französischen Besetzungsmacht und es sollten den Geist der Deutschen wieder kultivieren und ihm einen gewissen Gleichmut verleihen. So gesehen waren die Ziele des Turnens schon damals denen des Yogas durchaus ähnlich, nur in der Methodik unterschieden sie sich etwas und so war es auch Turnvater Jahn, der unter anderem das Reck und den Barren erfunden hatte. Er gilt auch als Begründer der Urburschenschaften und diese gruppendynamischen Institutionen, die traditionelle Werte über Jahrzehnte und Jahrhunderte weitergeben sollten, haben durchaus auch eine Gemeinsamkeit mit der Idee der Yogaschulen, die das Wissen rund um den gesunden Körper und Geist kultivieren und weitergeben sollten.


Und wer glaubt, hinter dem deutschen Ur-Turnen läge

keine tiefere Erkenntnis und Philosophie, der kann sich von Wikipedia belehren lassen und folgendes nachlesen: "Gesundheit der Seele – Gesundheit des Körpers – das ist die ausschließende Bedingung aller geistigen Entwicklung; aber es ist auch blos die Bedingung; die vorhandene Anlage muß gebraucht werden durch Selbstthätigkeit.“[18] So wurde Jahns Turn-Bewegung ursprünglich aus dem Geist des deutschen Idealismus geboren.“


Da staunt ihr, oder? Wer braucht also noch Yoga, wenn er sich eine gesunde Seele und einen gesunden Körper auf gute traditionelle deutsche Art und Weise erturnen kann und das im Geiste des deutschen Idealismus? Turnvater Jahn hätte es wie Sangeeta gesehen. Er soll angeblich gesagt haben, dass er gegen die „Völkermischung“ sei und, ein wenig übertrieben vielleicht, „Haß alles Fremden ist des Deutschen Pflicht“ sowie „„Schande, Elend, Fluch, Verderben und Tod über jeden Deutschen, der vom Ausland den Heiland erwartet.“


Wie gesagt, man könnte durchaus sagen, dass
Turnvater Jahn die „Kulturelle Ausbeutung“ des Yogas auch verachtet, wenn nicht sogar verboten hätte. Seine ganze Vita ist auch sehr spannend zu lesen. Er wurde politisch verfolgt und einige Jahre im Gefängnis weggesperrt. Auch das erinnert einen, nicht gleich an Buddha, aber an einen Märtyer, der für seine sportlichen und philosophischen Ideale sogar höchstes persönliches Leid und persönliche Opfer in Kauf nahm.


Wie auch immer. Ich bin froh, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass der gute und politisch korrekte Deutsche dem Yoga entsagen und im woken Geiste des Gutmenschen das Turnen, ja das Urturnen wieder entdeckt. Und dann würde sich auch niemand am Bier-Turnen, Wein- Turnen und Hunde-Turnen stören. Ganz nebenbei - eignet sich so ein langer Balken nicht hervorragend, um darauf ein paar Gläschen Bier oder Wein abzustellen? Auch das klassische Bodenturnen liesse sich wunderbar mit einem Vesper unter Sportsfreunden verbinden. Und selbst die vielen lustigen Yoga-Figuren, wie z.B. der Frosch, die Krähe, der Kuhkopf oder die Schildkröte entstehen beim Turnen am Reck von ganz alleine.


Und wenn wir schon mal bei Indien sind und dem Yoga. Kann man sich nicht auch gleich mal der indischen Kochkunst widmen? Und warum nur der indischen? Wo man auch hungrig herumläuft man findet fast nur nur

Restaurants die sich der kulturellen Aneignung und Ausbeutung schuldig machen? Asiaten, amerikanischenFast-Food-Ketten, Mexikaner, Argentinier, Afrikaner, Araber, einfach alles was nicht der deutschen Küche entspricht sollte als b

ekennender Antikolonialist kritisch hinterfragt werden. Wer braucht den Curry wenn er Petersilie, Dill, Schnittlauch, Kerbel, Bärlauch, Liebstöckel, Beifuß, Bohnenkraut, Wacholderbeeren, Kümmel, Fenchelsaat, Kerbel, Wermut, Große Brennnessel, Schafgarbe, Augentrost, Baldrian, Frauenmantel, Johaanneskraut, Spitzwegerich hat?


Wie gesagt, ich bin ja so froh, dass ich hier nicht als rassistisch, neokolonial oder rechtsextrem rüberkomme, sondern eher als mutiger Vorkämpfer einer vielleicht etwas radikalen Bewegung, die die kulturelle Aneignung und Ausbeutung dadurch bekämpfen will, dass sie sich der

nationalen Besinnung auf die Stärken

 unser eigenen, deutschen Kultur, ja auch Esskultur verschrieben hat.

 Warum mit Stäbchen essen

, wenn man doch zwei Hände hat? Auch das Besteck, lieber Leser, hat nichts in deutschen antikolonialen Händen zu suchen. Der erste Bericht über Messer und Gabel stammt immerhin aus Italien, aus dem 11. Jahrhundert, am Hofe des Dogen Orseolo II in Venedig. Und auch dort wurde es von einer Prinzessin aus Byzanz mitgebracht. Auch die Erfindung des des Löffels soll aus Ägypten stammen.


Einmal im Thema finde ich kaum noch ein Ende. Was mit dem Turnen am Reck begann geht mit dem Finger-Tippen am Smartphone gleich weiter. Der Vorläufer des heutigen Smartphones,

das erste Mobiltelefon, wurde von Martin Cooper erfunden und das war ein Motorola Handy.

Nun gut Leute, lasst uns also wieder den Telegrafen verwenden. Wenn die Geschichte der Telegrafie zwar auch schon bei den alten Griechen begann, das ist wohl wahr, so hatte dann doch wenigsten die elektrische Telegrafie in Deutschland ihre Premiere. „1774 entwickelte und präsentierte Georges-Louis Le Sage in Berlin die weltweit erste Form der elektrischen Telegrafie, wobei er 24 parallel verlaufende Drähte benutzte, einen für jeden Buchstaben des Alphabets. Dieser Telegraph verband zwei Räume miteinander. Es war ein elektrostatischer Telegraf, der durch elektrische Leitung Goldblättchen bewegte.“


Ok. Es war ein Schweizer Physiker. ABER ES PASSIERTE IN BERLIN. Da drücken wir jetzt mal ein Auge zu, selbst wenn die ganze Telegrafie erst mit dem Morsen, wieder mal in den USA, für die Kommunikation so richtig wichtig wurde. Das war im Jahre 1837 mit dem von Samuel Morse konstruierten und 1844 dann verbesserten Schreibtelegrafen. Wohin es einen doch bringt, wenn man über Yoga nachdenkt und dass es sich nicht gehört, sich dies anzueignen oder sogar auszubeuten.


Die Welt wäre so viel besser, oder? Es würden Milliarden noch Steintafeln oder Papyrusrollen austauschen und dort würde nur eine kleine Gruppe auf dem Smartphone herum tippen. Hier würden Millionen noch mit den Köpfen ihrer Menschenopfer herumkicken und dort nur wenige mit dem neuen FIFA WM Ball.


Es scheint zwar aus der Zeit gefallen und irgendwie eher faschistisch, wenn man Kultur und damit vor allem kulturelle Codes vor einer Ausbeutung schützen will, aber wenn es der guten Sache dient dann doch eher nicht?


Jedem kreativen und freien Geist tut das vielleicht körperlich weh. Er könnte ins Feld führen, dass sich die
Kunst, die Musik, das Theater niemals weiterentwickelt hätten, ohne diese leidenschaftliche Aneignung und Ausbeutung, ja Vermischung der Kulturen. Das gierige geistige wie auch materielle Eintauchen und Aufsaugen fremder Kulturen, der naive Umgang damit, das wilde emotionale und instinktive Mischen fremder Kulturen und das freie Sich-Treiben-Lassen darin, mag das Leben zwar bunter und die Menschen sich näher bringen, aber es geschieht nun mal auf Ausbeutung. Aus diesem Grund muss es wieder heissen: Back to the roots. Schwarz weiss ist die Zukunft und nich bunt. Nordeuropäer sollen wieder wie die "Vikings" rumlaufen und kein Inder soll eine Jeans tragen und eine Harley fahren dürfen.


Die Welt soll sich nicht mehr weiter und tiefer vermischen, es muss im Sinne des Guten und des Reinen eine kulturelle Säuberung geben. Es müssen wieder klare kulturelle Grenzen definiert werden. Deutsche turnen und die Inder machen Yoga. Schon wird die Welt eine bessere sein. Deutschland nur den Deutschen, das klingt dann so wie Yoga nur den Indern oder zumindest Yoga nur denen, die wissen wie man mit Yoga traditionell umzugehen hat und somit Yoga nur von Indern. Und Deutschland dann auch nur denen, die wissen wie man mit Deutschland traditionell umzugehen hat? Ich glaube so muss es laufen, damit die Welt eine bessere wird.


Dafür müssen wir zum Teil auch harte Opfer bringen. Denn eines ist klar. Unter dem Gesichtspunkt der kulturellen Ausbeutung müssen die Deutschen auch ihre Bierkultur kritisch hinterfragen. Denn immerhin waren die ersten Bierbrauer der Menschheit sehr wahrscheinlich die Sumerer, die vor rund 6.000 Jahren das Gebiet im südlichen Mesopotamien (heute Irak) besiedelten. Da sag ich mal Prost auf die politische Korrektheit.

Im Gegenzug aber steht fest, dass wir
Deutschen immerhin das Auto erfunden haben. Am 29. Januar 1886 meldete Carl Benz

sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ zum Patent an. Die Patentschrift DRP 37435 gilt somit als die Geburtsurkunde des Automobils.


Und somit, sollten wir, wenn es hart auf hart kommt, dann weltweit die kulturelle Aneignung und Ausbeutung dieser deutschen Fortbewegungskultur verbieten. Das Autofahren wird dann ganz einfach ein deutsches Privileg sein und nebenbei wird damit das Klima gerettet. Denn auch das E-Auto ist am Ende immer noch ein Auto und bleibt damit ein deutsches Kulturgut. Und schon komme ich, als leidenschaftlicher Antikolonialist und Antiimperialist, zu meinem faszinierendes Fazit:


Lasst nur dem Inder sein Yoga und nur dem Deutschen das Turnen. Und lasst vor allem nur dem Deutschen sein Auto und die Welt, oder der Rest der Welt, läuft besser.


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Hin und Her. Die kritische Seele war noch hungrig und sie musste das, in sich Gefressene, wie immer gleich wieder auskotzen. Sie musste den Dreck loswerden, den sie täglich aufnahm. So schlau war sie und das tat sie nun mal am liebsten, in dem sie mich dazu zwang, polemisch und so laut wie möglich in die Tasten zu hauen.
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