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dersven • Apr. 24, 2018

Der Fremde in Deinem Flieger oder „Condor. Wir lieben es, nicht zu fliegen“.


Offenes Schreiben an den den Vorsitz der Condor Geschäftsführung und an die Condor Geschäftsführung: "Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein" habe ich anders verstanden.

Condor fliegen. Das war für mich immer eine heile Welt über den Wolken. Eine sympathische, fröhliche, familiäre und sichere Welt, die Sie mir Stück für Stück genommen haben.

„Condor.“ Was für ein Name, was für eine faszinierende Markengeschichte und welch starkes Symbol für deutsche Tugenden selbst in 10.000 Meter Höhe, die nicht nur Vielflieger wie ich ganz besonders schätzten, sondern auch viele andere Urlaubsreisende in Deutschland: die vielen jungen Familien, die Senioren mit ihren Enkeln und die junge Paare auf ihrem ersten Flug über den Wolken in die Ferne.

Wer Condor buchte, der wußte stets in den besten Händen zu sein. Ein gutes Gefühl für das wir Condor-Fans, Vielflieger oder auch nicht, gerne mehr bezahlten - Hauptsache es war wie immer. Alles passte und vor Überraschungen war man hier doch sicher. Nein - man flog nicht einfach nur so mit Condor in den Urlaub, Condor war immer schon mehr, bereits ein Stück vom Urlaub und eigentlich schon Urlaubsstimmung bei der Buchung des Tickets.

Heute heißt es: Achtung! Das ist nicht Condor. Sieht nur danach aus.

Ja das alles hat sich seit einigen Jahren leider deutlich verändert. Denn Condor versteht es neuerdings zu überraschen. Leider nur negativ. Schon vor einigen Jahren wurde ich von Ihnen in Erstaunen versetzt. Ich hatte bewusst bei Condor einen Flug gebucht und wurde dann von „Sun Express“ geflogen. „Selber Schuld“, wurde mir gesagt und ab sofort wusste ich „lesen Sie den IATA-Code. Nur wenn DE draufsteht dann ist auch Condor drin.“

Denkste. Auch hier haben Sie es nun geschafft, mich erneut böse zu überraschen. Vor kurzem hatte ich mal wieder ein Flugticket auf der Condor Seite erworben und stieg am 12.April mit einem guten Gefühl in Fuerteventura in den Flieger, um dann ganz schnell festzustellen, daß dieser Flug von Avion Express durchgeführt wurde. „Avion Express?“ Wer bitte ist das denn? Der Flugbegleiter konnte mir das zunächst nicht erklären, da er kein Deutsch sprach. Später erklärte er mir in schlechtem Englisch auf was ich mich da gerade bei Condor eingelassen hatte.

Sie können sich gar nicht vorstellen wie groß meine Enttäuschung war, die sich rasch in Zorn verwandelte. Ich bin wahrlich ein sehr gutmütiger, ruhiger und entspannter Zeitgenosse. Selten rege ich mich über Dinge auf und für gewöhnlich schreibe ich keine Zeilen an Unternehmen, die mich schlecht behandeln. Dafür habe ich nur wenig Zeit und leider ist es ja nichts Neues. Aber in Ihrem Falle muss ich mich nun doch an Sie wenden, da es gefühlt doch immerhin noch um „meine Condor“ geht. Um eine Liebesgeschichte über den Wolken, die sich einst von kleinauf entwickelte und in der ich nun als Betrogener den Schlussstrich ziehen muss.

Wie gesagt, ich bin ein freundlicher und höflicher Mensch, wahrscheinlich so ein Typ, den viele Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsräte in Deutschland zunehmend ganz anders sehen und in etwa wie folgt beschreiben würden: „Perfekt zu verarschen“. Mein Glückwunsch. Das ist Ihnen gelungen. Sie haben mich erneut nach Strich und Faden hinters Licht geführt! Hut ab! Das können Sie.

Trotz aller Enttäuschung wollte ich im übrigen erneut meinen Rückflug nach Fuerteventura mit Condor antreten in der Hoffnung, auch mit Condor zu fliegen. Diesmal schaute ich ganz genau hin. Tatsächlich. Ganz klein stand es nun da, nahe dem DE Code. Der Flug mit Condor DE 1402 sollte erneut von Avion Express durchgeführt werden. Wie bitter! Daraufhin habe ich meinen Rückflug bei einer anderen Fluggesellschaft gebucht, was Ihnen mit Sicherheit völlig egal ist.

Geteiltes Leid ist halbes Leid und führt dennoch zu diesem Leid-Artikel.

Mein Zorn wurde im übrigen von mehreren Gästen an Bord geteilt. Also von den Menschen, die Fluggesellschaften wie die Condor für gewöhnliche Paxe nennen. Ein Wording das sicherlich rein zufällig an Pack erinnert. Aber ich denke mittlerweile schon, dass auch die vielen Flugreisenden von Condor zunehmend von ehrgeizigen Controllern als Paxen-Pack gesehen werden, mit denen man eigentlich alles machen kann, damit die Zahlen am Ende stimmen. Während die Shareholder-Value aufgemotzt werden und die Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge in den Himmel steigen, geht es für die Fluggäste nur noch abwärts. Fast schon in betrügerischer Manier. Denn neuerdings heißt bei Condor nicht nur „Schauen Sie auf den IATA-Code“ sondern zusätzlich „Schauen Sie auf das Kleingedruckte neben dem IATA-Code“.

Eine traurige Entwicklung für Flugreisende und Condor-Fans, wie ich es einst war. Reisende, die seit der Kindheit Condor fliegen, wo immer sie nur konnten. Condor, das war für mich eine Art zweites zu Hause über den Wolken. Heute ist es irgendetwas undefinierbares auf dem Wege hin zur virtuellen Fluggesellschaft. Ein Haus in Flammen sicherlich nicht. Eher eine Art Casino bei dem allein noch Glücksfall entscheidet mit wem man fliegt.

Nun für Condor ist dieses Dry-Lease oder Wet-Lease sicherlich ein sehr innovatives und erfolgreiches Geschäftsmodell. Ja! Sie machen das sicherlich richtig und richtig gut! So wie man es heute machen muss, angesichts der Billigflieger-Konkurrenz. Da macht man es gleich noch billiger und hofft, daß es keiner merkt. Traurig, daß hoch bezahlten Managern offensichtlich nichts anderes mehr einfallen mag, als auf die „Billigkonkurrenz“ noch billiger zu antworten. Billig im Service und billig im Stil und Umgang mit den Kunden. Nein, Geiz ist eben nicht geil, auch wenn zig millionenschwere Werbebudgets dies stets behaupten und hinaus posaunen.

Schlechte Stimmung an Bord? Das kann noch schlechter werden.

Als Vielflieger viel mir im übrigen schon seit langem auf, daß das Flugpersonal der Condor wenig Freude bei der Arbeit ausstrahlte. Ich bin mir sicher, daß dies auf einer grundsätzlich restriktiven Personalpolitik beruht, die vielleicht sogar die eigene Mitarbeiterschaft längst wie Pack behandelt? Als lästige Kostenträger von notwendigen Kostenstellen, die ja regelmässig nur Profit kosten. Ja - so gesehen sind das alles nur lästige Einheiten, die es zu optimieren gilt, nicht etwa zu motivieren. Nicht wahr?

Und so kommt es dazu, daß man das Billigpersonal von Avion Express in die Flieger steckt. Arbeitnehmer, die sich alles gefallen lassen, was den Controllern zur Gewinnmaximierung so einfällt. So überraschte es mich auch nicht, als ein Crew Mitglied von Avion Express mir erzählte, daß er nun, nach dem Hinflug und dem Rückflug zwischen den Kanaren und Frankfurt gerade mal eine Stunde schlafen würde, bevor es mit dem nächsten Flug weiterginge. „So sei das halt“, schaute er mich etwas müde an. „Alles schon etwas anstrengend. Aber was könne man schon machen?“ Mein Gedanke: Gute Frage. Aber wie sieht das wohl dann vorne bei den Piloten aus? Sitzen die jetzt auch übermüdet, schlecht bezahlt und gestresst im Cockpit? Condor-Piloten mit ausreichender Condor-Erfahrungen waren es ja nun mal nicht. Was eine Farce. Wir alle wissen doch, wo das enden kann.

Zur Maschine sei gesagt - sie wirkte sehr alt, aber das hat ja bei guter Wartung nichts zu bedeuten. Viel unangenehmer war, daß die Kabine recht schmutzig und schmuddelig daher kam. Mein gebuchter XL-Seat war viel zu eng, und überhaupt wirkten die Sitzabstände viel schmaler als üblich. Die ansagen der Crew waren nicht zu verstehen, da aufgrund kaputter Lautsprecher, sehr leise und völlig verzerrt klangen, so wie die Computerstimme eines Roboters mit Kehlkopfkrebs. Das Schlimmste aber waren die Toilettenräume. Einen derartigen Urin-Gestank hatte ich bis dato noch nie erlebt und die Waschbecken waren nicht etwa leicht verschmutzt, sondern dunkelbraun verdreckt. Eine einzige Zumutung.

Ich weiß natürlich. Das machen ja nicht nur Sie bei der Condor so. Das ist längst ein weltweiter Spaß geworden, nicht nur in böisennotierten Konzernen, deren Unternehmensphilosophie heute von Controllern und morgen von der KI geschrieben wird. Und dennoch - wie heißt nochmal Ihr Condor-Slogan? Richtig: „Wir lieben fliegen“. Lächerlich. Genauer müsste es heißen. „Wir lieben es, nicht zu fliegen“ oder „Wir lieben es Fliegen zu lassen oder durchführen zu lassen“.

„Leistung aus Leidenschaft“. Ja - Condor geht nun offensichtlich den gleichen Weg. „Versagen mit Leidenschaft“ und wem tut es auch schon weh? Dem Kunden, dem Fluggast vielleicht, sofern er es merkt, aber wenigstens nicht der Geschäftsführung.

Willkommen bei Fremden an Bord - Condor.

Im weltweiten Konkurrenzkampf gilt es nun mal nüchtern zu rechnen und die Fluggesellschaften befinden sich längst nicht mehr im Wettbewerb um die besten Köpfe, sondern um die billigsten.

So ist das halt. Die großen Emotionen und die großen Gefühle gehören schon lange nicht mehr zum Business-Case. Unternehmern mit Visionen empfiehlt man eher den Gang zum Psychotherapeuten und nicht etwa einen Job in der Wirtschaft. Und Manager, die sich um die Seele ihrer Marke und ihrer Kunden sorgen, die werden früher oder später gnadenlos kleingerechnet.

Der Erfolg gibt Ihnen allen wahrscheinlich recht . Bitter genug. Ich werde auf jeden Fall, wo immer ich nur kann, meinen Unmut darüber zum Ausdruck bringen und dies nun auch auf allen möglichen Seiten kommunizieren, damit nicht auch andere Condor-Gäste so negativ überrascht werden wie ich.

Wenn schon billig - dann doch bitte auch ehrlich, offen und ganz deutlich sichtbar. Denn wer hat schon wirklich Lust, spontan von „Fremden an Bord“ einfach nur „durchgeführt zu werden“ , wenn er doch ganz bewusst seine Condor fliegen wollte? Es ist traurig aber wahr. Heute müssen wir alle dazulernen und wissen. „ Wer Condor bucht, muss aufpassen, dass noch irgendwas von Condor dabei ist“. Nicht einmal mehr bei der Wartung der Maschinen, der Ausbildung des Personals und der Piloten ist man da noch sicher. Nein, wer heute Condor bucht, der muss vorsichtig sein. Genau hinschauen, damit sein Flug nicht von irgendwelchem übermüdeten Billigpersonal in irgendwelchen Schrottmaschinen mit Condor-Branding durchgeführt wird.

Mogelpackungen! Wo bleibt der Verbraucherschutz und die EU?

Und wo bleibe ich? Was verbleibt mir? Zum Glück noch das Ausweichen auf die Konkurrenz – egal wie teuer. Hauptsache transparent und ehrlich. Notfalls auch mit Zwischenlandungen, in der stillen Hoffnungen, daß diese Fluggesellschaften, die es ja noch gibt, nicht den gleichen Mist verzapfen wie Condor. Das alles ist mir auf jeden Fall lieber, als von Ihnen erneut hinters Licht geführt zu werden.

Andererseits, was könnte das noch sein? Vielleicht ja eine Art „Wet-Leasing" der gesamten Board-Technik und Ersatzteile? Wahrscheinlich ist das eh schon längst Standard?

Mein Vorschlag wäre es einmal das „Wet-Leasing“ der Geschäftsführung, des Vorstandes und Aufsichtsrates gründlich zu überprüfen. Ich bin mir sicher, das bekommen auch irgendwelche billige Balten, Rumänen oder Inder hin und im Zuge der KI-Entwicklung braucht Condor, als virtuelles Unternehmen, dann irgend wann auch Sie nicht mehr.

So traurig das auch ist, aber das würde mich fast schon ein wenig freuen.

Leider schon lange nicht mehr hochachtungsvoll,

Sven Stephan



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